Extremes Wetter zerstört jedes Jahr Sachwerte in Höhe hunderter Millionen Euro. Seit 1980, berechnete der Rückversicherer Munich Re, summieren sich die Schäden aus Wetterereignissen auf weltweit mittlerweile 4200 Milliarden US-Dollar. Österreich bildet da keine Ausnahme.
Allerdings hat Österreich seit 2007 ein Instrument aufgebaut, um das uns das Ausland beneide, wie Thomas Hlatky, Chef von Hora im Österreichischen Versicherungsverband, erklärt. Hora ist die Abkürzung für „Hazard Overview and Risk Assesment Austria“ – ein kostenloser und für jeden nutzbarer Dienst, um Risiko und Wahrscheinlichkeit einschätzen zu können, dass der eigene Wohnsitz von Naturgewalten heimgesucht wird. So findet sich für jede Adresse in Österreich das Hochwasserrisiko und der Zonenplan für die Lawinengefahr, die Erdbeben- und Hagelgefährdungskarte sowie zum Beispiel die Schneelastzonen.
"Nichts Vergleichbares auf der Welt"
Seit 2020 gibt es den „Hora-Pass“, er liefert eine Zusammenfassung von acht Naturgefahren und deren erwartete Intensität für jeden beliebigen Standort in Österreich. Mit einem Klick in die Karte unter www.hora.gv.at kann der individuelle „Hora-Pass“ erstellt werden; im heurigen Jahr sei davon 110.000 Mal Gebrauch gemacht worden, so Hlatky, Chef der Rückversicherung bei der Grawe.
Der Sinn der Übung: „Es geht einerseits um die Einschätzung und Darstellung des Risikos, wenn man sich für ein Grundstück oder eine Immobilie interessiert“, erklärt Othmar Ederer, Vorstandsvorsitzender der Grawe-Vermögensverwaltung. Jedoch nicht nur: „Es geht auch um die Frage, welche Präventionsmaßnahmen die öffentliche Hand, Eigentümer und Einsatzorganisationen treffen können, und für die Versicherungen um die Versicherbarkeit von Risiken.“ Nicht zuletzt sei auf Basis der Risikolandkarte bereits sehr stark in den Hochwasserschutz investiert worden.
Ende März des kommenden Jahres wird die Plattform Hora um einen entscheidenden Punkt erweitert. Die Macher, konkret Jürgen Waser, Projektleiter des Forschungszentrums für Virtuelle Realität und Visualisierung, ein Spin off der TU Wien, spricht von „Hora 3D“. Die neue Version kann wiederum für jede Adresse das Hochwasserrisiko dreidimensional darstellen und die Überflutungsflächen für 30-jährliche, 100-jährliche und 300-jährliche Hochwässer „dynamisch visualisieren“. Hora zeigt an, woher das Wasser kommt, wie schnell es fließt, wie hoch das Wasser steigt – wenn man will, auf die Hausnummer genau. „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es auf der Welt derzeit nichts Vergleichbares“, erklärt Waser.
„Das ist mehr als ein Meilenstein“, sagt Hlatky, „denn diese Informationen waren für die Allgemeinheit lange nicht zugänglich – und ab 2022 sind sie auf jedem Smartphone verfügbar.“ Hora wurde übrigens nach Jahrhunderthochwässern in den ersten 2000er-Jahren als Gemeinschaftsprojekt der österreichischen Versicherungen und des Landwirtschaftsministeriums gegründet.