Vor einigen Jahren schwappte der Black Friday als institutionalisierte Schnäppchenjagd über den großen Teich auch nach Österreich - längst ist er ein weltweites Phänomen. Aus dem einen Rabatt-Tag wurde mitunter bereits eine ganze Woche - oder gar zwei, in der Konsumenten mit Billigpreisen gelockt werden. In diesem Jahr findet hierzulande das vorweihnachtliche „Shoppingevent“ Lockdown-bedingt meist online statt – via „Click & Collect“ des stationären Handels, das rund jeder fünfte Konsument nutzt, vor allem aber in reinen Onlineshops.
Dem Vorbild des US-Onlineriesen Amazon sind viele andere, auch heimische Internetläden mit Sonderaktionen gefolgt. Wie etwa „Electronic4you“ des Kärntners Elektrohändlers Hannes Majdic, der Donnerstagabend mit „Black Friday“-Aktionen startete. Rabattiert wird bis Mitte nächster Woche. „Es ist für uns das vorgezogene Weihnachtsgeschäft“, sagt Majdic, der mit Rekordumsätzen rechnet. Für ihn ist es, gemeinsam mit den Tagen nach Weihnachten, die umsatzstärkste Zeit des Jahres.
Beste Bedingungen für Aktionstage
Die Umstände könnten für Onlineshops kaum besser sein als diesmal: Mit dem doppelten Gehalt Ende November sind viele Portemonnaies gut gefüllt, selbst das Wetter soll in den kommenden Tagen winterlich werden und zum Onlinesurfen einladen; vor allem aber die Schließung des stationären Handels bis zumindest 12.Dezember treibt den Onlinehandel munter an.
Majdic erwartet in den kommenden Tagen daher besonders viel Wettbewerb: Denn die Lager des stationären (Elektro-)Handels quellten über, „diese Händler müssen daher besonders viele Angebote machen.“
Als „widerlich“ empfindet Majdic, dass auch Lebensmittelhändler Elektrowaren zum Black Friday reduziert verhökern. „Das ist die Butter aufs Brot für den Lebensmittelhandel, die er sicher nicht braucht.“ Hofer etwa propagierte in diesem Jahr eine „Black Week“, in der bereits bestehende Angebote um weitere 30 Prozent rabattiert werden - österreichweit in 530 Filialen.
"Unglücklich gefallen"
Die Aktionen reichen von TV-Geräten über Wäschetrockner bis zu Laptops und Druckern. „Dass der Black Friday erneut in einen Lockdown fällt, ist sehr unglücklich und war auch für uns völlig unvorhersehbar“, sagt Hofer-Sprecherin Claudia Bazanella. Man bedaure, dass viele Geschäfte geschlossen halten müssten. Würde Hofer die Einkaufsmöglichkeiten aber beschränken, würde das Kundinnen und Kunden auf große Onlineplattformen mit Sitz im Ausland umlenken, gibt sie zu bedenken. Eine Selbstbeschränkung würde somit heimische Arbeitsplätze gefährden.
Spezielle Black Friday-Angebote macht auch der Lebensmitteldiskonter Lidl. Etwa einen Sondertarif für die Mobilfunkmarke Lidl Connect. Auch Lidl-Sprecher Christoph Buchgraber argumentiert, dass man Existenzängste geschlossener Geschäfte verstehe, wenngleich die betroffenen Händler entschädigt würden. Profitieren würden von einer Einschränkung des Sortiments im Lebensmittelhandel „vor allem internationale Onlinehändler.“
"Gegen Sortimentsbeschränkung"
Gegen jegliche Beschränkung des Sortiments von Lebensmittelmärkten, die ja trotz Lockdowns offenhalten dürfen, tritt auch Spar auf. Sprecherin Nicole Berkmann erinnert, dass Händler, die schließen mussten, weiter über Click & Collect verkaufen dürfen und auch eine Entschädigung erhalten. „Wir nicht, wir verkaufen unser reguläres und übliches Sortiment, dienen der Nahversorgung.“ Der Black Friday sei im Lebensmittelhandel ohnehin „kein großes Thema“. Das bestätigt man auch bei Billa, das im stationären Handel am „Black Friday“ keinerlei Aktivitäten setze. Sehr wohl Rabattaktionen gibt es im Billa-Onlineshop, der eineinhalb Mal mehr Bestellungen verzeichnet als an „normalen“ Freitagen.
Bei Billa Plus sei man „solidarisch mit dem Elektronik-, Spielwaren und Textilhandel“ und führe etwa Kooperationen mit regionalen Spielwarenhändlern während des Lockdowns durch. An Verkaufsbeschränkungen habe man sich, so Sprecher Paul Pöttschacher, stets gehalten, „allerdings wurden diese bei anderen Marktteilnehmern, die sich nicht daran hielten, weder kontrolliert noch exekutiert.“
"Man wird Gefangener der Rabatte"
Durchaus kritisch sieht der Bundesobmann des Handels, Rainer Trefelik, den Black Friday. Er stehe diesen „permanenten Rabattaktionen immer sehr skeptisch“ gegenüber. „Man wird ein Gefangener dieses Prozesses. Der Kunde ist irgendwann nur mehr auf der Suche nach Rabatten, es sind teuer erkaufte Umsätze.“ Um noch Effekte auf Kunden zu haben, müsste der Handel „die Dosis immer wieder erhöhen. Eine sehr problematische Entwicklung“, warnt Trefelik. Dass einzelne geöffnete Lebensmittelhändler den Black Friday so massiv bewerben, sei „ein Schlag in die Magengrube. Jedes Flugblatt, jede Extrawerbung, ist für uns ein Tiefschlag.“
"Schwarzer Tag für Nachhaltigkeit"
Einen solchen sieht auch Hartwig Kirner, der Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Allerdings aus anderen Gründen. Der Black Friday sei ein schwarzer Tag für die Nachhaltigkeit, warnt er. Die Rabattaktionen seien oftmals nur auf Kosten der Menschen am Beginn globaler Lieferketten möglich. Fehlende Arbeitsverträge und schlechte Bezahlung gehörten für diese zum Alltag, gleichzeitig entstünden durch immer kürzere Produktzyklen Berge an Müll. Er rät zu bewusstem Einkauf langlebiger Produkte, „statt sich von künstlich erzeugtem Kaufdruck blenden zu lassen.“