Der nunmehr vierte Lockdown könnte wesentlich teurer werden als jener im Herbst und Winter vor einem Jahr. Je länger er dauert, desto größer wird der Kostensprung, wie aus Berechnungen der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria von heute, Montag, hervorgeht. Bis zum - vorerst - angekündigten Ende per 12. Dezember 2021 sollen die Schließungen die Steuerzahler 2,7 Milliarden Euro kosten, der Vergleichswert des Vorjahres lag bei 2,4 Milliarden Euro.
Ein "kurzer, dafür harter Lockdown" sei aber auch vor genau einem Jahr geplant gewesen - "mit bekanntem Ergebnis: Auf den zweiten Lockdown folgte gleich der dritte", so Agenda Austria. Bliebe Österreich durchgängig bis Jahresende geschlossen, summierten sich die Kosten auf 5,1 Milliarden Euro. "Also auf jene Summe, die Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP, Anm.) als 'Puffer' im Budget vorgesehen hat." Per Ende Dezember 2020 erreichten die Kosten "nur" 3,8 Milliarden Euro.
Sollten die behördlich verfügten Schließungen durchgängig bis Mitte Februar andauern, dürfte ein Wirtschaftsverlust von 10,6 Milliarden Euro auflaufen, der Vergleichswert des Vorjahres lag bei 8,7 Milliarden Euro.
Der Grund für die mögliche Kostenexplosion beim gegenwärtigen Lockdown: "Die relative Entwicklung, haben wir angenommen, wird gleich verlaufen, doch sind wir heuer von einem höheren Niveau gestartet - im Herbst 2020 war die Wirtschaft viel schwächer als heuer, heuer waren wir eigentlich schon wieder auf 2019er-Niveau", erklärte Studienautor Hanno Lorenz am Montag im Gespräch mit der APA. "Da wir dieses Jahr von einer höheren Wirtschaftsleistung in den Lockdown starten, sind die Zahlen für das Vorjahr etwas geringer."
Vor einem Jahr um diese Zeit war die heimische Wirtschaftsleistung noch massiv vom ersten Corona-Lockdown ab Mitte März bis Pfingsten 2020 beeinträchtigt. Im Vorjahr wurde der harte Lockdown über Weihnachten unterbrochen, mit entsprechend geringeren Verlusten in diesem Zeitraum. "Damit fiel der Wirtschaftsverlust in dieser Zeit nur etwa halb so hoch aus, wie in den anderen Wochen", so Lorenz.
"Verheerende Folgen"
Niemand könne der Bundes- und den diversen Landesregierungen den Ausbruch der Pandemie anlasten, das "verheerende Krisenmanagement sehr wohl", so die scharfe Kritik seitens Agenda Austria. Die Bundesregierung habe sich am Höhepunkt der Pandemie die Mühe erspart, eine gemeinsame Sprachregelung zu finden, von einer gemeinsamen Linie ganz zu schweigen. Die Landeshauptleute aus Salzburg und Oberösterreich seien "bei explodierenden Infektionszahlen wiederum nicht verlegen" gewesen, die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges zu preisen. "Was sich in den vergangen zehn Tagen auf der politischen Bühne abgespielt hat, ist ohne Beispiel. Mit verheerenden Folgen für die Bürger und die Unternehmen dieses Landes", hielt Agenda-Austria-Direktor Franz Schellhorn fest.
Die aktuellen Schätzungen der Agenda Austria für den Lockdown-Zeitraum bis 31. Dezember 2021 basieren den Angaben zufolge auf der Annahme, dass bis dahin keine Öffnungsschritte erfolgen. "Damit liegen die Kosten für die Schätzung für 2021 zusätzlich etwas höher." Dasselbe gilt auch für die Schätzung bis Mitte Februar 2022, die aktuell durchgängig berechnet wurden - im Vorjahr mit der genannten Unterbrechung des Lockdowns über Weihnachten.
Als Grundlage für die vorliegenden Berechnungen zog Agenda Austria laut Eigenangaben die wöchentlichen BIP-Indikatoren der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) heran. Die hochgerechneten Summen stellten "eine grobe Schätzung" dar, räumte Studienautor Lorenz ein.