Dem stationären Handel in Österreich entgehen während des aktuellen Lockdowns Umsätze von bis zu 140 Millionen Euro pro Tag. Das erklärte der Handelsexperte Ernst Gittenberger von der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz am Montag im Ö1-Mittagsjournal. Der Lockdown falle heuer noch ungünstiger als letztes Jahr, neben den vor-weihnachtlichen Einkaufssamstagen ist auch der traditionell umsatzstarke 8. Dezember davon betroffen.
Gittenberger rechnet deshalb mit noch höheren Umsatzverlusten als in vergangen Lockdowns. Profitieren werde davon vor allem der Online-Handel: "Wir wissen aus unseren Studien, dass ungefähr 6 von 10 Euro der Online-Ausgaben ins Ausland fließen, zu Amazon und Co".
Hoffnung für den österreichischen stationären Handel und eine Alternative zum Online-Shopping bietet hingegen "Click and Collect", bei dem Kundinnen und Kunden Waren online oder telefonisch bestellen und dann im Geschäft abholen können. Laut Berechnungen der JKU Linz hat im vergangen Lockdown rund ein Fünftel der Kundinnen und Kunden das Angebot genutzt. Allerdings werde "Click and Collect" laut Handelsverband von nur rund 5 bis 10 Prozent der Händlerinnen und Händler angeboten, in vielen Fällen würden die technischen Möglichkeiten fehlen.
"Click and Collect" könne Umsatzverluste zwar abbremsen und weitere Umsatzverluste verhindern, die negativen Effekte des Lockdowns könne das Angebot jedoch "in keinster Weise ausgleichen", so WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik ebenfalls am Montag im Ö1-Mittagsjournal.
Rabatte per Click and Collect am Black Friday
Immer mehr Handelsunternehmen würden auch am diese Woche stattfindenden "Black Friday" und am darauffolgenden "Cyber Monday" teilnehmen und ihren Kunden Rabatte per "Click and Collect" gewähren, so Trefelik in einer Aussendung am Montag.
Mehr Treffsicherheit bei Ausfallsbonus gefordert
Für jene Unternehmen, deren Umsatz um mindestens 40 Prozent gegenüber dem selben Monat 2019 zurückgeht, gibt es den Ausfallsbonus. Hier forderte Rainer Will vom Handelsverband im Ö1-Mittagsjournal "mehr Treffsicherheit" denn: Unternehmen, die seit 2019 gewachsen seien, bekämen über den Ausfallsbonus zu wenig Unterstützung, Unternehmen, die Filialen geschlossen hätten, bekämen hingegen zu viel. Hier müsse man nachschärfen, so Will.