Die Notenbanken weltweit sollten laut dem Internationalen Währungsfonds (IMF) mit Blick auf die Inflation wachsam bleiben. Sie könne sich als "hartnäckiger" erweisen, falls Lieferengpässe anhielten, teilte der Fonds am Donnerstag mit. Ein weiteres Risiko sei, dass die Inflationserwartungen aus dem Ruder liefen. IWF-Sprecher Gerry Rice sagte, in den USA dürfte die Inflation im nächsten Jahr zwar zurückgehen.
Der Chef des US-Notenbankbezirks New York, John Williams, sagte auf einer Digitalkonferenz, in den Vereinigten Staaten sei definitiv ein Anstieg des unterliegenden Preisdrucks zu verzeichnen, den es genau zu untersuchen gelte. Mit unterliegender Inflation ist im Fachjargon der Preisdruck gemeint, bei dem schwankungsanfällige Bestandteile und Sonderfaktoren ausgeklammert werden - etwa Energie- oder Lebensmittelpreise oder auch die durch den derzeitigen Materialmangel ausgelösten Kostenschübe. Williams sagte, es sei zwar zu begrüßen, dass sich die Inflationserwartungen nach oben bewegten. Doch wolle man mit Blick auf die lange Sicht keinen noch deutlicheren Anstieg sehen.
Der Chefvolkswirt der EZB, Philip Lane, sagte auf derselben Konferenz, die Europäische Zentralbank (EZB) erwarte einen Rückgang der Teuerungsrate im Laufe des kommenden Jahres. Auch zeichne sich nicht ab, dass sich die Inflationserwartungen aus der Verankerung lösten. Wegen Lieferengpässen und explodierender Energiepreise ist die Teuerungsrate im Euroraum im Oktober mit 4,1 Prozent so hoch ausgefallen wie seit über 13 Jahren nicht mehr. In den USA ist die Inflationsrate mit 6,2 Prozent noch weit höher.