Der Chef der Uniqa-Versicherung, Andreas Brandstetter, geht knallhart mit der Regierung ins Gericht und wirft ihr trotz durch die Decke schnalzender Infektionszahlen „hin und her Lavieren“ vor. Fehlende oder unklare strategische Entscheidungen hätten zu diesem „Schlamassel“ geführt. „Es ist die Zeit längst gekommen, wo wir die Virologen ernst nehmen sollten,“ so Brandstetter. „Politiker sind keine Mediziner, mit ein, zwei Ausnahmen. Es ist absurd, als jemand, der von der Materie nichts versteht, nur auf Wählergruppen zu schielen.“ Brandstetters Kritik ist umso bemerkenswerter, weil er als ÖVP-nahe gilt. Konkret fordert er die Koalition auf, klar sowohl über eine Impfpflicht als auch über einen Lockdown zu entscheiden.
„Na, dann gute Nacht“
Die Uniqa-Gruppe ist auch Österreichs größter privater Krankenversicherer. Brandstetter spricht sich zwar nicht in seiner Funktion als Vorstandschef für eine Impfpflicht aus, persönlich ist er aber inzwischen dafür. Bei Engpässen in den öffentlichen Krankenhäusern will die Gruppe mit ihren fünf Privatspitälern wieder wie im vergangenen Winter medizinisch aushelfen. Eines der Spitäler befindet sich in Graz.
Brandstetters Kritik an politischen Versäumnissen beschränkt sich bei einem Inline-Gespräch im Klub der Wirtschaftspublizisten aber nicht auf die Pandemiebekämpfung. Mangelnden Reformwillen wirft er der Regierung auch bei der Altersvorsorge und in der Altenpflege vor. „Es braucht endlich Konzepte, wie man diese Themen angeht,“ so Brandstetter. Eine Riesenbaustelle sei auch der Klimaschutz, einzig Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) zollt Brandstetter ausdrücklich Respekt für ihre Arbeit. Agiere ein Unternehmen so wie derzeit die Politik insgesamt, „na, dann gute Nacht“, so Brandstetter wörtlich.
Kräftiges Plus beim Konzernergebnis
Brandstetter kann sich eine Brandrede gegen strategische Planlosigkeit jedenfalls leisten: Denn die Uniqa-Gruppe steht trotz Umweltschäden in der Rekordhöhe von rund 200 Millionen Euro bestens da. Mit knapp 236 Millionen Euro ist das Konzernergebnis nach drei Quartalen 42 Prozent höher als vor einem Jahr. Der Zukauf der Axa-Versicherung in Polen, Tschechien und der Slowakei „hat sich aus heutiger Sicht als wahrer Goldgriff entpuppt“, so Brandstetter.
Die Tochter Uniqa Ventures, die in Start-ups investiert, wird bis 2024 mit 150 Millionen Euro Kapital ausgestattet, bisher hatte sie ein Budget von 75 Millionen Euro. Bekannteste Beteiligung ist jene an Bitpanda, der mit vier Milliarden Dollar bewerteten Broker-Plattform etwa für Kryptowährungen.
Claudia Haase