Über das Vermögen eines 1959 geborenen, in Graz lebenden Pensionisten wurde heute, Donnerstag, ein Privatkonkursverfahren am Bezirksgericht Graz Ost eröffnet.

Über den früheren Unternehmer war bereits am Landesgericht Klagenfurt ein Konkursverfahren anhängig. Sein gesamtes Vermögen wurde verwertet. Mit Beschluss des Landesgerichts Klagenfurt im November 2019 wurde das Konkursverfahren rechtskräftig aufgehoben. Die Konkursgläubiger erhielten damals eine Quote von rund 3,49 Prozent.

Angestrebte Quote: 0,059 Prozent

Der Schuldner hat inzwischen seine selbständige Tätigkeit aufgegeben und ist laut Aussendung der Kreditschützer des KSV1870 heute in Pension. Eine Entschuldung über einen Zahlungsplan mit einer Quote von 0,059 Prozent binnen drei Jahren ist beabsichtigt.

Die Höhe der Passiva beläuft sich auf 36,5 Millionen Euro. Es handelt sich laut KSV1870 um die größte Privatpleite im laufenden Jahr.

Die vom Schuldner angestrebte Quote von 0,059 Prozent entspricht 21.535 Euro, das sind 598 Euro pro Monat. Ob der Zahlungsplan tatsächlich nur diese geringe Quote aufweisen wird, ist offen. "Wir werden die Angemessenheit noch genau überprüfen", erklärt Barbara Wiesler-Hofer vom KSV1870.

Zum Hintergrund: Der heutige Pensionist übernahm 2009 mit einem Partner das 2008 insolvent gegangene Leiterplattenwerk SKM in Spittal. Damals verloren 81 Mitarbeiter ihren Job. Hunderttausende Euro Wirtschaftsförderung von Land und Stadt sind damals an die neuen Eigentümer geflossen. Fünf Jahre später gingen sie mit ihrer Firma, die international groß durchstarten wollte, erneut in Konkurs. Schulden: 9,6 Millionen Euro. Ein "Preisverfall am Halbleitermarkt" wurde als Grund genannt.

Mehr als 80 Millionen Euro Schulden

Insgesamt versenkten die beiden Unternehmer über 80 Millionen Euro. Beide hatten als Einzelunternehmer persönliche Haftungen für das Unternehmen übernommen. Der Großteil der Verbindlichkeiten stammt jedoch aus Firmenbeteiligungen sowie dem kreditfinanzierten Kauf von Immobilien und Liegenschaften.

Über den früheren Partner wurde ebenfalls bereits ein Privatkonkurs eröffnet, das Ausmaß von 17 Millionen Euro war ebenfalls beachtlich.

Hauptgläubiger des insolventen Pensionisten sind Banken, ein deutscher Finanzdienstleister und ehemalige Gläubiger des Unternehmens.

Vermehrte Privatinsolvenzen

Dass es vermehrt zu Privatinsolvenzen von ehemaligen Unternehmerinnen und Unternehmern kommt, liegt an der Reform des Insolvenzrechts. Die Entschuldungsdauer wurde im Juli von fünf auf drei Jahre verkürzt. "Wir werden sicher in nächster Zeit weitere Privatinsolvenzen früherer Unternehmer mit hoher Verschuldung sehen", ist Wiesler-Hofer sicher.