Noch bis vor wenigen Tagen herrschte große Zuversicht im steirischen Handel. Doch der Lockdown für Ungeimpfte, der möglicherweise noch in einen allgemeinen Lockdown mündet, trübt die Stimmung erheblich. „Dem klassischen Einzelhandel fehlen bis zu 40 Prozent der Kunden“, das spüre man seit dem ersten Tag, sagt Gerhard Wohlmuth, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer. Ein Fünftel des Geschäfts, verglichen mit jenem von 2019, werde man einbüßen, lautet eine schnelle Berechnung der KMU Forschung Austria.
Die traditionelle Befragung der KMU Forschung, Basis für die alljährliche Einschätzung der Christkindljäger, förderte große Unsicherheiten sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Händlern zutage – und der Grund dafür ist keineswegs nur der Lockdown.
Nur 16 Prozent Späteinkäufer
Der augenscheinliche Beleg dafür: Noch nie dürften die Steirerinnen und Steirer so früh mit dem Kauf von Geschenken begonnen haben wie heuer. Die Zahl jener, die ihre Packerln erst kurz vor dem Fest – in der zweiten Dezemberhälfte – besorgen, sackt von 36 Prozent auf 16 Prozent ab. Im Umkehrschluss: 84 Prozent wollen die Präsente spätestens bis Mitte Dezember im Trockenen wissen.
Nach vielen Berichten über Engpässe und Lieferschwierigkeiten herrsche Angst vor leeren Regalen, bestätigt Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung. Wenn, dann sei der Elektrofachhandel davon betroffen, doch Wohlmuth wiegelt ab: „Im Großen und Ganzen ist alles da.“ Ein Ansturm auf die Elektrohändler wird spätestens mit den Aktionstagen „Black Friday“ (26. November) und „Cyber Monday“ erwartet.
310 Euro im Durchschnitt
Dass ein Lockdown für alle nicht auszuschließen ist, dürfte das frühere Einkaufen noch befeuern; Weihnachten gilt als Anlass für traditionelles Shoppen im Geschäft. In der Steiermark, so ergab die Befragung der KMU Forschung, wird jedes vierte Geschenk online bestellt. Die Tendenz steigt und fällt mit den Infektionszahlen. Laut Umfrage wollen 21 Prozent verstärkt in Geschäften ihrer Umgebung einkaufen, 17 Prozent mehr regionale Produkte wählen und zwölf Prozent bewusst heimische Onlineshops ansteuern. „Diese Pläne werden nicht immer so umgesetzt“, schränkt Ziniel ein.
Erfreulich aus wirtschaftlicher Sicht ist der Umstand, dass die Zahl der Schenker in der Steiermark auf fast eine Million steigen dürfte (2020: 920.000), Wermutstropfen: Das durchschnittliche Budget sinkt von 350 auf 310 Euro. Gutscheine stehen – wie so oft – auf der Hitliste ganz oben.
Unterm Strich schrumpft der Weihnachtskuchen für den Handel. Ein Sorgenkind bleibt die Modebranche, deren Umsatz noch 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau liegt – es fehlen die Veranstaltungen.
„Wir fordern von der Politik klare Vorgaben, die nicht auf dem Rücken der Betriebe beschlossen werden dürfen. Umsatzrückgänge durch staatliche Einschränkungen müssen abgegolten werden“, so Wohlmuth.