Der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell will seinen Hauptsitz aus steuerlichen Gründen aus den Niederlanden nach Großbritannien verlegen. Dazu soll die Konzernleitung nach London übersiedeln, die Belegschaft soll in den Niederlanden bleiben. Der Ölriese will damit seine Investoren an Bord halten und auch einen Konflikt mit dem aktivistischen Anteilseigner Third Point entschärfen.
Eine einfachere Aktienstruktur erleichtere Shell Rückkäufe eigener Anteilsscheine, teilte der Konzern am Montag mit. Die Aktionäre sollen darüber am 10. Dezember abstimmen. Auch der Name des Konzerns soll sich ändern: Das "Royal Dutch" (Königlich Niederländisch) fällt weg, der Ölmulti firmiert künftig nur noch unter "Shell".
Die etwa zehnköpfige Konzernleitung soll nach London umziehen. Für die rund 8500 Shell-Beschäftigten in den Niederlanden soll der Schritt keine Folgen haben. Der Umzug wird im Zusammenhang mit der Entscheidung der niederländischen Regierung gesehen, die Dividendensteuer nicht abzuschaffen. In Großbritannien gibt es diese Steuer nicht. Konzernchef Ben van Beurden hatte diesen Zusammenhang in einem Interview suggeriert. Shell begründete jetzt die Umzugsentscheidung damit, dass mit einfacheren Strukturen schneller und flexibler operiert werden könne.
Niederlande: "Unangenehme Überraschung"
Die niederländische Regierung sprach von einer "unangenehmen Überraschung", die Regierung in London begrüßte die Pläne. An der Börse in London legten die Shell-Aktien in der Früh zu.
Der geplante Umzug soll keinen Einfluss auf die gerichtlich auferlegten Klimaschutz-Maßnahmen des Konzerns haben. Ein Gericht hatte im Frühjahr in Den Haag Shell dazu verurteilt, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent zu senken. Shell hatte Berufung eingelegt.
Shell steht wie auch andere große Ölkonzerne unter zunehmenden Druck von Regierungen und Investoren, seine Aktivitäten zu dekarbonisieren. Das Unternehmen hat sich bereits von Geschäften mit fossilen Brennstoffen getrennt und gleichzeitig seinen Anteil an erneuerbaren Energien ausgebaut. Shell hatte erklärt, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen, steht aber unter Druck, schneller mehr zu tun. Der Investor Third Point will zudem eine Aufspaltung des Konzerns durchsetzen, dessen Management solchen Forderungen aber bereits eine Absage erteilt hat.