Ein schwerer Schlag für den österreichischen Tourismus. Das deutsche Robert-Koch-Institut stuft Österreich ab sofort als Hochrisikogebiet ein und auch Frankreich wird seine Einreiseregeln verschärfen. Tschechien und Ungarn werden ebenfalls von Berlin in diese ungeliebte Liste befördert. Das bestätigt heute, Freitag, der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn. Das heißt, nicht geimpfte und nicht genesene Österreicher bzw. deutsche Urlaubsrückkehrer müssen nach der Einreise in Deutschland in Quarantäne.

Wirksam wird die Einstufung schon ab Sonntag 0.00 Uhr sein. Nur Geimpfte und Genesene müssen dann nach Rückkehr aus diesen Ländern nicht in Quarantäne, Ungeimpfte haben nach Rückkehr indes eine zehntägige Isolation anzutreten. Die Quarantäne darf in diesem Fall frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test beendet werden.

Anmeldepflicht

Bisher reichte für die Einreise aus Österreich nach Deutschland ein 3G-Nachweis. Künftig gelten eine Anmelde- und Quarantänepflicht. Geimpfte und Genesene müssen vor der Einreise nach Deutschland eine digitale Einreiseanmeldung durchführen und dabei ihren Impf- oder Genesungsnachweis hochladen. Bei der Einreise selbst ist die Bestätigung der Anmeldung mitzuführen.

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Für Reisen nach Frankreich gilt: Mit Samstag müssen Ungeimpfte ab zwölf Jahren einen weniger als 24 Stunden vor der Abreise vorgenommenen negativen PCR- oder Antigentest vorweisen, geht aus dem im Amtsblatt veröffentlichten Dekret hervor. Bisher durften die Testergebnisse maximal 72 Stunden alt sein.

Reisewarnung

Bisher befanden sich nur die EU-Länder Slowakei, Litauen, Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Slowenien auf der Liste des Robert-Koch-Instituts. Als Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Mit der Einstufung ist automatisch auch eine Reisewarnung des deutschen Auswärtigen Amts verbunden. Das erleichtert deutschen Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot. Österreich war erst vor fünf Monaten - im Juni - von der deutschen Risikoliste gestrichen worden. 

Ausnahmen für Grenzgemeinden

Bei den heimischen Touristikern sorgt die Entscheidung des großen Nachbarn für Unmut. "Auch wenn es vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Entwicklung zu befürchten war, trifft uns die Reisewarnung aus Deutschland nach dem kompletten Ausfall der letzten Wintersaison in Mark und Bein", lässt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, wissen. Bereits durch Spekulationen und Ankündigen in den vergangenen Tagen seien "zahlreiche Betrieben von der Stornierungswelle getroffen gewesen".

Das größte Problem aus heimischer Sicht, wie es Kraus-Winkler im Gespräch mit der Kleinen Zeitung beschreibt: "Ungeimpfte Kinder müssten in Quarantäne. Was die Reiseplanungen vieler deutscher Familien massiv beeinflussen würde". Mittlerweile scheint auch klar, dass selbst Kinder unter 12 Jahren in Quarantäne müssen. 

Etwaige Absagen von Reisenden würden vor allem Gebiete in "Tirol und Salzburg, teilweise auch in Kärnten" besonders stark treffen, ergänzt Kraus-Winkler. Laut einer aktuellen Umfrage der Österreich Werbung, auf die das Tourismusministerium verweist, machen Familien mit Kindern unter 12 Jahren knapp 22 Prozent der deutschen Gäste aus. Für einzelne Tiroler und Vorarlberger Gemeinden, die nur von Deutschland aus erreicht werden können, soll es aber Ausnahmeregelungen geben. Konkret: Mittelberg, Jungholz, Rißtal, Vomp sowie Eben am Achensee.

"Die Reisewarnung ist eine atmosphärische Katastrophe", sagt Michaela Reitterer, Chefin der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV). Es gehe um die Stimmung, und es verunsichere jeden, der ungeimpft sei. Und auch in Österreichs Tourismus-Hochburgen sorgt die Entwicklung quer durch die Bank für Unbehagen. Zumal damit zu rechnen ist, dass die Regierungen der skandinavischen Länder und der Benelux-Staaten, aber auch Großbritanniens mit Reisewarnungen bald nachziehen werden.

Susanne Kraus-Winkler
Susanne Kraus-Winkler © APA/GEORG HOCHMUTH

Hauptbuchungszeit

Eine Reisewarnung aus Deutschland mitten in der Hauptbuchungszeit für den Winterurlaub "kann die ganze Wintersaison zerstören", spricht nun Kärnten-Werbung-Chef Christian Kresse - zumal im Umfeld Österreichs Länder mit deutlich niedrigerer Inzidenz, wie Italien, zu finden - und buchen - seien. Wohl weiter ohne Reisewarnung. Da würde etwa eine Aufhebung der Warnung für Österreich in einem Monat kaum mehr helfen.

"Wenn der Gast einmal in Südtirol gebucht hat, ist er weg", sagt Kresse, der eine "deutliche Verbesserung der Impfquote und ein Ende der Gratis-PCR-Tests als einzigen Ausweg" sieht. "Das ist für mich keine medizinische Diskussion, sondern eine wirtschaftliche."

Andere Tourismus-Expertinnen wie Kraus-Winkler oder Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, setzen sich indes für eine weitgehende FFP2-Maskenpflicht ein, um Gästen noch mehr Sicherheit zu garantieren. Kraus-Winkler macht sich jedenfalls für die FFP2-Maske stark, "nur nicht am Tisch oder im Spa-Bereich".

Kärntens Tourismus-Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) bezeichnete die Entscheidung Deutschlands als "herben Rückschlag". Der Tourismus dürfe "nicht wieder die Zeche zahlen, weil sich ein Teil der Gesellschaft unsolidarisch an keine Maßnahmen halten will, sich nicht impfen lässt oder die Pandemie nicht ernst nimmt und so diese Reisewarnung regelrecht provoziert hat."

"Deutlich weniger dramatisch"

Das Bundeskanzleramt reagierte am Freitag gefasst auf die Entscheidung des für den heimischen Tourismus wichtigen Nachbarlandes: "Wir haben die Entscheidung des Robert-Koch-Institut erwartet und wurden von unseren Nachbarn darüber auch vorab informiert", hieß es in einer Stellungnahme. Im Tourismusministerium schätzt man die Folgen deutlich weniger dramatisch ein als im vergangenen Winter. "Wir haben jetzt keinen Lockdown und die Impfung", heißt es aus dem Büro von Ministerin Köstinger.

Am kommenden Montag will Köstinger in einer Konferenz mit Tourismusministern aus den Nachbarländern jedenfalls eine einheitliche Vorgangsweise bei der Rückreise von Kindern aus Urlaubs- bzw. Hochrisikogebieten festlegen.

Auch Absagen aus den Niederlanden drohen

Nach der Einführung der 2G-Regel für Hotels, Gastronomie und Seilbahnen in Österreich bangen indes auch die Niederländer um ihren Skiurlaub. Die Anforderung in Österreich und den Niederlanden für eine Vollimmunisierung sind unterschiedlich.

In Österreich ist die Impfung mit den beiden mRNA-Impfstoffen Moderna und BioNTech/Pfizer neun Monate nach dem Zweitstich gültig, danach braucht man für eine vollständige Immunisierung eine Drittimpfung. Bei dem ursprünglich als Einmal-Impfstoff gedachten Janssen-Vakzin von Johnson & Johnson muss sogar bis 2. Jänner ein zweiter Stich mit einem der mRNA-Impfstoffen vorgewiesen werden - und vor allem da liegt das Problem.

850.000 Niederländer mit Janssen geimpft

In den Niederlanden sind fast 850.000 Personen mit dem Janssen-Vakzin geimpft, darunter auch viele junge Menschen. Eine sogenannte Booster-Impfung wird derzeit noch nicht angeboten, Beobachter rechnen allerdings mit einem Kurswechsel der niederländischen Regierung in den nächsten Tagen. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten die Betroffenen zwar nach Österreich einreisen, aber den Skiurlaub aufgrund der 2G-Regel nicht wahrnehmen.

Am Kärntner Weissensee, wo die Elf-Städte-Tour mit tausenden holländischen Gästen nach der Absage heuer im kommenden Jahr von 24. Jänner bis 4. Februar stattfinden soll, stehen die Zeichen weiterhin auf "Go", sagt Tourismus-Geschäftsführer Thomas Michor. Ein "Bubble"-Konzept soll für Sicherheit sorgen. Mit großer Sorgen beobachte man allerdings die Lage und die Frage, welche Regelungen dann für holländische Gäste tatsächlich gelten sollten, sagt Michor.