Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Wertpapierkäufe nach Ansicht des österreichischen Nationalbankchefs Robert Holzmann bereits im nächsten Jahr komplett einstellen. Sollte die Inflation nachhaltig dem EZB-Ziel entsprechen, könnten die Käufe im Herbst oder gegen Ende 2022 beendet werden, sagte Gouverneur Holzmann am späten Mittwochabend in London.
Holzmann bezog seine Äußerung nicht nur auf das 1,85 Billionen Euro schwere Corona-Kaufprogramm Pepp, das nach derzeitigen Planungen bis mindestens Ende März 2022 laufen soll, sondern auch auf das allgemeine Wertpapierkaufprogramm APP. In der EZB gibt es derzeit Überlegungen, ob ein Teil des möglicherweise nicht benötigten Volumens oder einige Eigenschaften von Pepp nach dessen Ende auf APP übertragen werden. Holzmann lehnt derartige Überlegungen ab. Er gilt als ein Verfechter einer straffen Geldpolitik, die im EZB-Rat derzeit nicht mehrheitsfähig ist.
Inflation deutlich über EZB-Ziel
Derzeit liegt die Inflation im Euroraum klar über dem mittelfristigen EZB-Ziel von zwei Prozent. Die Notenbank sieht die Teuerung aber durch Pandemie-Sondereffekte getrieben und rechnet mit einem Rückgang im Laufe des kommenden Jahres. Im Dezember will die EZB über den Fortgang von Pepp entscheiden. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bereits angedeutet, dass das Programm Ende März beendet werden könnte. Über den Fortgang von APP, mit dem die EZB je Monat für etwa 20 Milliarden Euro Wertpapiere wie Staatsanleihen erwirbt, ist bisher nicht entschieden worden.