Bis vor etwa 20 Jahren waren Experten der Meinung, dass es hierzulande nicht genügend Wind gäbe, um damit in großem Stil Strom zu erzeugen. Ein Irrtum. Die erste Windkraftanlage Österreichs ging 1994 ans Netz. 2020 gab es in Österreich 1307 Windräder, die jährlich sieben Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen können. Weitere 74 Windkraftanlagen dürften heuer neu dazugekommen sein.
Weltweit ist 2020 mit 93 Gigawatt so viel Windkraftleistung errichtet wie nie zuvor. Laut IG Windkraft stieg der Windkraftausbau im Vorjahr um 53 Prozent. 87 Gigawatt wurden an Land errichtet, sechs Gigawatt im Meer. In China (plus 99 Prozent) und den USA (plus 77 Prozent) explodierte der Windkraftausbau regelrecht.
Auch für Österreichs Wirtschaft ist die Windenergie ein Turbo.
Etwa 180 Zulieferer und Dienstleister sind in Österreich in der Windenergie tätig, ihre hohe Expertise ist international gefragt. Einige Firmen sind sogar Weltmarktführer in ihrer Sparte. Mittlerweile gibt es praktisch keinen Teil eines Windrades, der nicht (auch) in Österreich hergestellt wird: von Aufstiegshilfen über Betontürme bis zu Schmierstoff. 5000 Menschen in Österreich haben einen Arbeitsplatz, der mit der Produktion für die Windindustrie zu tun hat, heißt es von der IG Windkraft.
Das steirische Weiz ist ein bedeutender Siemens-Produktionsstandort von Transformatoren für schlüsselfertige Windparks. Derzeit verzeichnet die das Werk mit 1200 Mitarbeitern eine "sehr gute Auftragslage" bei steigender Nachfrage. Auf einer Werksfläche von 54.000 Quadratmetern werden jährlich 120 Leistungstransformatoren, Drosseln (sie reduzieren Störungen im Netz), Phasenschieber (das sind elektronische Schaltungen, die die Phase einer elektrischen Schwingung verschieben) sowie 1000 Verteiltransformatoren hergestellt, die in mehr als 70 Länder weltweit exportiert werden. Die wichtigsten Exportmärkte: Deutschland, Dänemark und die USA.
Die steirische Elin Motoren, ebenfalls aus Weiz, liefert schon seit Jahrzehnten Generatoren für Windkraftanlagen für die namhaftesten Windkrafthersteller in die ganze Welt. Wichtig in diesem Geschäftsfeld: die Kühlung.
Und auch EBG (steht für Elektronische Baueleme GmbH) stammt aus der Steiermark, aus Kirchbach, wo 125 Mitarbeiter beschäftigt sind. EBG entwickelt Hochleistungs- und Hochspannungswiderstände für Windkraftwerke. Kleine, aber wichtige Teile für die Windräder, denn sie verhindern, dass elektrische Teile überlastet werden. Und auch hier ist die Marktabdeckung enorm: 90 Prozent aller Windräder weltweit haben Widerstände von EBG eingebaut.
Auch für Offshore-Windanlagen, die verstärkt ausgebaut werden, liefern heimische Unternehmen Technologie: Der Salzburger Kranhersteller Palfinger liefert Kräne für Offshore-Windparks, darunter auch für den ersten US-amerikanischen Offshore-Windpark, der jemals in amerikanischen Gewässern installiert wurde. Gerade erst hat Palfinger die Technik für ein Offshore-Passagier-Transfer-System von einem holländischem Start-up übernommen: eine Art hydraulische Hebebühne, die auf Schiffen montiert wird und die Bewegungen der Wellen absorbiert (bis zu einer Wellenhöhe von 2,5 Metern). Personen oder Waren können damit sicherer und schneller von Schiffen auf Offshore-Windräder transportiert werden.
Die Salzburger Geislinger GmbH, Weltmarktführer für Kupplungen, Dämpfer- und Antriebslösungen, beschäftigt im Kärntner Werk in Bad St. Leonhard mehr als 400 Mitarbeiter. Stark steigendes Segment der dortigen Produktion: Windkraftkupplungen, die auf den weltweit größten Windturbinen zum Einsatz kommen. Sie sind unempfindlich Kälte, Wasser und Salz und überhaupt - wartungsfrei.
AMSC Austria (vormals AMSC Windtec), eine Tochter der American Superconductor Corporation AMSC, entwickelt seit mehr als 20
Jahren im Entwicklungszentrum in Klagenfurt Komplettlösungen für die Produktion von Windkraftanlagen. Mit seinen „Windtec Solutions“ liefert AMSC Austria optimierte, nach internationalen Standards
geprüfte und zertifizierte Anlagenkonzepte. Weltweit wurden bereits mehr als 9600 Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 15,5 Gigawatt mit der Technologie von AMSC Austria installiert.