Die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie (MTI) brachte in der Nacht eine Einigung. Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, in einer Aussendung: „Wir konnten heute schlussendlich einen Abschluss für unsere 134.000 Beschäftigten erzielen. Gerade in diesen unsicheren Zeiten sind Stabilität und Planbarkeit für Beschäftige und Unternehmen gleichermaßen wichtig. Die vereinbarten Lohn- und Gehaltserhöhungen bedeuten einen deutlichen Reallohngewinn für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das ist auch eine faire Anerkennung für das schwierige letzte Jahr.“
„Die kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen sind vor allem ein Erfolg der Beschäftigten. Der starke Druck aus den Betrieben mit den Betriebsversammlungen und Warnstreiks hat auf Arbeitgeberseite für Bewegung gesorgt. Nur so war es möglich, ein sehr, sehr gutes Gesamtpaket inklusive kräftigen Steigerungen bei Schichtzulagen und Lehrlingseinkommen zu schnüren“, sagen indes die beiden Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).
"Fair bedeutet aber auch, dass der Abschluss für die Branche machbar sein muss. Dieses Ergebnis ist für viele Betriebe an der Schmerzgrenze, denn wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit der Branche besonders im Auge behalten", sagt Knill, der auch betont: „Der Abschluss ist am oberen Limit, die vielen Drohgebärden der Gewerkschaften in den letzten Wochen waren allerdings entbehrlich.“
Der für 134.000 Beschäftigte geltende Abschluss liegt damit über der aktuellen Inflationsrate von 3,2 Prozent, was den Arbeitnehmern wichtig war. Die Arbeitgeber hatten hingegen mit der rückwirkenden Inflationsrate von 1,89 Prozent argumentiert, die in Kollektivvertragsverhandlungen üblicherweise herangezogen wird. Entsprechend boten sie zuletzt 2,75 Prozent, während die Arbeitnehmer 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert hatten.
Die Eckdaten des KV-Abschlusses 2021 im Überblick
- Die IST-Löhne und Gehälter in der Metalltechnischen Industrie werden rückwirkend per 1.11.2021 um 3,55 Prozent erhöht, die KV- Löhne und Gehälter um 3,0 Prozent.
- Mindestlohn/Mindestgrundgehalt neu: 2089,87 Euro
- Aufwandsentschädigungen werden um 2,5 Prozent erhöht.
- Die Lehrlingseinkommen werden deutlich erhöht: im 1. Lehrjahr von 749 auf 800 Euro, im 2. Lehrjahr von 959 auf 1000 Euro, im 3. Lehrjahr von 1255 auf 1325 Euro und im 4. Lehrjahr von 1675 auf 1750 Euro. Das sind durchschnittliche Steigerungen von 5,5 Prozent.
- Bei der Schichtarbeit wurde für die Zulagen ein Etappenmodell über mehrere Stufen und Jahre vereinbart. Die Zulagen für die zweite Schicht steigen demnach in den nächsten drei Jahren um jeweils 16 Cent auf 1,004 Euro/Stunde. In der dritten Schicht steigt die Zulage in den nächsten sechs jährlich um rund 25 Cent.
- Zulage für die 2. Schicht: + 100 Prozent (in Etappen bis November 2023)
- Zulage für die 3. Schicht: + 58,5 Prozent (in Etappen bis November 2027)
- Für Betriebe, die wirtschaftlich schwierige Situationen zu bewältigen haben, gibt es dabei eine Möglichkeit, die Steigerung der Schichtzulagen unter klar definierten Umständen zu reduzieren.
- Außerdem wurden für die Betriebe Erleichterungen bei den Rahmenbedingungen für Wochenend- und Feiertagsarbeit ausverhandelt, um besondere Auftragsspitzen besser bewältigen zu können. Und es wurde vereinbart, in einer Arbeitsgruppe „Zukunft der Arbeitszeit“ mögliche neue und flexiblere Arbeitszeitmodelle weiterzuentwickeln.
Signalwirkung für andere Branchen
Traditionell haben die Metaller-KV-Verhandlungen Signalwirkung für andere Branchen, weswegen sie von den Gewerkschaften besonders engagiert geführt werden. Bei einem Scheitern der fünften Runde hätten kommende Woche Streiks begonnen.
Der Durchbruch hatte sich bereits im Laufe des Tages abgezeichnet. Schon die Wahl des Verhandlungsortes außerhalb Wiens hatte darauf schließen lassen, dass beiden Seiten an einer Einigung in klausurähnlicher Atmosphäre gelegen ist. Üblicherweise wird in Wien in der Wirtschaftskammer verhandelt, zu dem Feilschen reisen auch mehrere Dutzend Betriebsräte aus ganz Österreich an. Zur fünften Runde trafen sich die Sozialpartner kurz nach Mittag in einer Gaststätte in der Nähe des Wallersee in Eugendorf. Am frühen Abend gab es eine Stärkung für die Nachtschicht, die dann aber nicht ganz so lang dauerte.