"Wir werden als Bank zunehmend ein Coach von Unternehmen“, sagt Andreas Strasser, Leiter des Bereichs „Corporate Finance & Real Estate“ bei der Anadi Bank. Viele Firmen seien nach wie vor sehr vorsichtig, sie hätten gelernt, mit unerwarteten Dingen zu rechnen: „Es ist das Bewusstsein dafür gestiegen, dass es zu plötzlichen Veränderungen im makroökonomischen Umfeld kommen kann. Jeder Businessplan ist nur eine Prognose“, erklärt Strasser.
Im zweiten und dritten Quartal stiegen die Kreditvergaben für Investitionen deutlich. „Nun könnten die hohen Roh- und Baustoffpreise dazu führen, dass Investitionen nach hinten verschoben werden. Unternehmen werden dazu gezwungen, noch genauer zu kalkulieren.“ Man sehe derzeit, dass Unternehmen auch aufgrund der unklaren Zukunftsaussichten mehr Geld benötigen. Anadi verstehe sich am Kreditmarkt als einen „reaktionsschnellen Nischenplayer, der mit Augenmaß wachsen will“. Aktionsradius für die Kreditvergabe seien Österreich und Deutschland.
Immobilien-Boom hält an
Der Boom am Immobilienmarkt werde nach Einschätzung Strassers auch noch in den nächsten zwei, drei Jahren anhalten. „Wir schauen uns Projekte sehr genau an in Hinblick auf angenommene Verkaufspreise und alternative Nutzungsmöglichkeiten.“ Projekte, die aus Umweltgesichtspunkten „keine gute Idee“ seien, wie etwa Chaletdörfer, lehne man auch ab: „Wir sind da sehr selektiv“, erklärt Strasser. Für Kärnten sieht der Anadi-Experte weiter anziehende Immobilienpreise. Investoren müssten sich mit niedrigeren Renditen zufrieden geben. „Die Sicherheitsorientierung hat sich verstärkt.“
Einen Fokus setzt die Anadi Bank auf die Finanzierung von der Nachfolge in bzw. der Übernahme von Unternehmen. „Wir sehen hier vor allem im Mittelstand in Wien ein wachsendes Geschäftsfeld.“ Damit, dass eine Insolvenzwelle auf Österreich zurolle, rechnet Strasser nicht: „Wer die Krise bisher gut gemanagt hat, ist weiterhin auf einem guten Weg.“