Über Geld spricht man nicht, man hat es. Jeder kennt diese Redewendung – doch das alte Tabu bröckelt. Das Zusammentreffen von Nullzins, Geldschwemme der Zentralbanken und Inflation verändert allmählich das Bewusstsein. Und erhöht zugleich die Chancen einer Berufsgruppe, aus dem völligen Schatten von Banken und Versicherungen zu treten. Soeben hat der Verband Financial Planners in Zusammenarbeit mit der Finanzmarktaufsicht eine Woche lang kostenlos beraten, nicht zum ersten Mal übrigens. Der wenig überraschende Befund – das Finanzwissen der Österreicherinnen und Österreicher sei mangelhaft und ausbaufähig.
Verena Koren, Grazerin, studierte technische Mathematikerin und seit 20 Jahren in der Branche tätig, stimmt zu. „Beratung ist der beste Konsumentenschutz“, betont sie. Dabei agiere sie als selbstständige Finanzplanerin von Finum unabhängig von Banken und Versicherungen und räumt mit dem Vorurteil auf, dass man vorrangig bereits vermögende Menschen betreue. „Im Gegenteil, wir erarbeiten Konzepte für Studenten und junge Absolventen. Viele meiner Kunden begleite ich über Jahre.“
Tatsächlich setzt der Verband der Finanzplaner seit Kurzem früher an. Nach einem mit der WU Wien erstellten und vom Ministerium für Bildung und Wirtschaft unterstützten Lehrkonzept bieten rund 60 zertifizierte Profis Finanzunterricht in Schulen an. Ein Schulfach, das sich mit praktischen Fragen rund ums Geldverdienen und Sparen beschäftigt, gibt es in Österreich nicht – trotz massiver Forderungen aus der Finanzwirtschaft harrt dieser Regierungsplan bis jetzt der Umsetzung. „Wir beginnen in der ersten Klasse der Unterstufen und reden am Beginn über den Umgang mit Taschengeld“, sagt Koren. In Graz etwa nimmt das Gymnasium Kirchengasse das Angebot an. „Wir verfolgen dabei kein Eigeninteresse“, betont der Verband.
Denn auch an Weltspartagen geht es nicht immer um die Frage nach dem richtigen Wertpapier, sondern um das Einmaleins des Geldes. Jede vierte zahlungsunfähige Person in Österreich ist 30 Jahre oder jünger, viele davon starten diesen Weg bereits vor dem 18. Lebensjahr.