Schon seit Jahren fordern Null- und Negativzinsen Sparer und Banken. Jetzt kommt auch noch eine rasant steigende Inflation hinzu. Was
Anleger tun können: Ratschläge aus den Chefetagen.
"Balance aus Risiko und Ertrag"
Christian Jauk, CEO der Grawe-Bankengruppe: Anno dazumal war der Weltspartag ein Fest für Sparer. Eine Tradition, die den volkswirtschaftlichen Nutzen des Vorsorge- und Schutzgedankens für das Individuum in den Mittelpunkt rückte. Mit der Einführung der Minuszinspolitik durch die Europäische Zentralbank änderte sich diese Kultur radikal. Der Schuldner wurde gefördert und der Sparer durch negative Realzinsen bestraft. Nicht verwunderlich, begann eine bis heute andauernde Flucht in Realwerte, insbesondere in Immobilien und Aktien, die zu enorm gestiegenen Preisen führte. Aktuell ist der Sparer durch die rekordverdächtige Inflation besonders betroffen. Nur durch eine Veranlagung in den Kapitalmarkt können sie dieser Enteignung entkommen. Entscheidend für den Erfolg sind die breite Streuung der Veranlagung und die Auswahl der richtigen Balance aus Risiko und Ertrag für die persönliche Situation des Anlegers. Mit Profis lassen sich diese Chancen nutzen.
"Nachhaltige Fonds sind sehr gefragt"
Martin Schaller, Generaldirektor Raiffeisen Landesbank Steiermark: Das anhaltende Niedrigzinsniveau sorgt schon seit einigen Jahren für negative Realverzinsung am Sparbuch, durch die steigende Inflation sind alternative Geldanlagen jetzt umso wichtiger. Der Notgroschen ist am Sparbuch oder beim Online-Sparen gut aufgehoben. Aber für Geld, das man längerfristiger veranlagen oder ansparen möchte, empfehlen wir noch viel stärker, andere Veranlagungsformen. Aktiv werden und den Kapitalmärkten eine Chance geben, heißt die Devise. Auch mit überschaubaren Beträgen kann man über Fondssparpläne vorsorgen. Sehr große Nachfrage registrieren wir bei unseren Nachhaltigkeitsfonds. Mit einem gemischten Fonds lassen sich die Risiken zudem stärker streuen. Auch eine fondsgebundene Lebensversicherung eröffnet Chancen, von den Kapitalmarktentwicklungen zu profitieren. Langfristig können auch Immobilien sinnvoll sein. Eine Goldbeimischung zur Werterhaltung beitragen, aber mehr als zehn Prozent empfehlen wir nicht.
"Blick für Alternativen öffnen"
Ernst Albegger, Hypo Vorarlberg, Regionaldirektor Steiermark: Das gute alte Sparbuch – es hat ausgedient. In Zeiten niedriger Zinsen und nun auch höheren Inflationsraten steht der konservative Sparer vor einer Herausforderung, wenn es um Fragen der Vorsorge und Lebensplanung geht. Dennoch gibt es Möglichkeiten. Es gilt, den Blick für Alternativen zu öffnen. Bereits mit wenigen Euro im Monat lassen sich solide Konzepte realisieren, die jede Risikoneigung berücksichtigen und dennoch den aktuellen sowie zukünftigen Herausforderungen trotzen. Moderne Vermögensanlagen beinhalten neben klassischen Zinsprodukten auch Investitionen in Sachwerte wie Aktien, Immobilien, Edel- und Produktionsmetalle. Wir erachten diese Kombination als den heute besten Ansatz, wenn es um den nachhaltigen Vermögensaufbau geht. Mit dem richtigen Partner an seiner Seite, der die Risiken kennt, darauf hinweist und diese zu handhaben weiß, deckt man jede Marktphase und seine individuellen Lebensumstände ab.
"Geldanlage komplett neu denken"
Regina Ovesny-Straka, Generaldirektorin Volksbank Steiermark: Trotz niedrigen Zinsumfeldes und aktueller Inflation lohnt sich Sparen immer. Geldanlage müssen wir in Zeiten des Niedrigzinsumfeldes komplett neu denken. Das traditionelle Sparbuch hat ausgedient, da damit heute ein Wertverlust verbunden ist. Für das „Ansparen“, für eine größere Investition oder für das Absichern der Pension eignet sich die Veranlagung in Investmentfonds, für die regelmäßige Veranlagung das Fondssparen. Die Bedeutung der Beratung steigt. Unsere Beraterinnen und Berater stehen selbstverständlich für eine detaillierte Beratung bereit. Das immer aktueller werdende Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich in unserem Fondsangebot wider. Unser Partner, die Union Investment, hat auf dem Gebiet der nachhaltigen Fonds jahrzehntelange Erfahrung. Für den „Notgroschen“ empfehlen wir die Sparcard, die die Verfügbarkeit des Geldes auch außerhalb der Banköffnungszeiten sicherstellt.
"Zeithorizont bei Anlage beachten"
Nikolaus Juhasz, Vorstandsdirektor BKS Bank: Die Leitzinsen sind unverändert niedrig, sodass nicht nur das Sparbuch, sondern auch Anleihen vielfach negative Renditen aufweisen. Das hat sich durch die gestiegene Inflation noch verstärkt. Anleger, die ihre Kaufkraft erhalten wollen, sollten daher zumindest teilweise in Sachwerten wie Aktien investiert sein. Das höhere Risiko bei Aktien kann durch einen ausreichend langen Veranlagungshorizont von mindestens zehn Jahren und eine kluge Streuung verringert werden. Investmentfonds bieten neben hoher Diversifikation den Vorteil eines professionellen Vermögensmanagements auf Basis fundierter Marktanalysen. Weithin stark im Aufwind sind nachhaltige Veranlagungen wie z. B. unsere BKS Portfolio-Strategie nachhaltig, oder unsere Green und Social Bonds. Das Angebot wird von einer Wirtschaft befeuert, die sich im Umbruch befindet. Erfreulicherweise orientieren sich immer mehr Unternehmen an ökologischen und nachhaltigen Grundsätzen. Anlegern eröffnet dies neue Chancen und die Möglichkeit, mit gutem Gewissen zu investieren.
"Inflation lässt sich nur mit Wertpapieren schlagen"
Gerhard Fabisch, Vorstandschef der Steiermärkischen Sparkasse: Auch wenn das Zinsniveau und die Inflation für einen Realverlust sorgen, ist ein Liquiditätspolster, etwa in Form von drei Monatsgehältern, auf dem Sparbuch weiterhin zu empfehlen. Die nächste Stufe sind dann Wertpapiere – hier hängt es natürlich von den persönlichen Umständen und der Risikoneigung ab, wie stark man Aktien oder Fonds in ein Depot hineinnimmt. Nur damit lässt sich die Inflationsrate schlagen. Man findet derzeit auch keine vernünftige Anleihe mit einem Zinssatz von mehr als drei Prozent. Bei Wertpapierinvestitionen gibt es drei Grundregeln, die man einhalten muss. Das Erste ist die Streuung, etwa über einen Fonds oder Indexwerte, also nicht das ganze Geld nur auf eine Aktie setzen. Das Zweite ist die Laufzeit, am besten nimmt man nur einen Teil des Geldes, den man dann acht oder zehn Jahre mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht benötigt. Der dritte Tipp: Nicht auf einmal einsteigen, sondern gestaffelt, also zum Beispiel mittels Fondssparen oder indem man das Investment auf zehn Zeitpunkte verteilt.
"Aktieninvestments für den Substanzerhalt"
Heimo H. Haidmayer, Landesdirektor Schoellerbank: Das Ende der Nullzinsära ist nicht in Sicht und nun zieht auch die Inflation spürbar an. Eine vermögensvernichtende Kombination für alle Sparbuchsparer, deren Kaufkraft sich allein in den vergangenen zehn Jahren um fast ein Viertel reduziert hat. In diesem herausfordernden Umfeld halten wir hochqualitative Aktieninvestments weiterhin für das Mittel der Wahl zum Substanzerhalt. Trotz hervorragender Entwicklung im heurigen Jahr erscheinen die Aktienmärkte nicht überhitzt. Doch dauerhafte Wettbewerbsvorteile und solide Bilanzen sind bei der Aktienauswahl jetzt unerlässliche Kriterien. Als stabilisierende Beimischung raten wir aktuell unter anderem zu inflationsgeschützten Anleihen und ausgewählten Fremdwährungen. Sparer sollten jedenfalls noch heute die Chancen des Investierens nutzen. In unserer Vermögensverwaltung liegt darin seit mittlerweile fast 30 Jahren unsere Kernkompetenz.
"Breite Streuung ist wichtig"
Franz Weisz, Leiter Privatkundengeschäft, Unicredit Bank Austria: Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld bringen Spareinlagen aufgrund der Inflation einen realen Wertverlust. Daher ist es empfehlenswert, nach umfangreicher Beratung chancenreichere Veranlagungen mit breit gestreuten Investmentfonds abgestimmt auf die eigene Risikoneigung ins Auge zu fassen. Mit unserem FondsSparen ist dies bereits mit 30 Euro monatlich möglich. Wer nachhaltig investieren möchte, kann dies etwa mit Nachhaltigkeits- und Ethik-Fonds tun. Das Interesse und die Nachfrage an diesen nachhaltigen Investments wird immer größer und hat sich seit dem Jahr 2019 in etwa verdoppelt. Es fällt auf, dass besonders junge Bankkunden wollen, dass mit ihrem Geld etwas für Klima- und Umweltschutz getan wird. In jedem Fall erstellen wir eine persönliche Anlagestrategie, die sich ganz nach den individuell unterschiedlichen Anlagewünschen und -zielen richtet, selbstverständlich ist das auch bequem per Videoberatung möglich.