Der mögliche Verkauf der verstaatlichten italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) an den Rivalen UniCredit ist geplatzt. Die Verhandlungen seien abgebrochen und würden auch nicht mehr fortgesetzt, teilten die Bank-Austria-Mutter Unicredit und das Wirtschaftsministerium am Sonntagabend mit. Nach Angaben eines Insiders führten deutlich unterschiedliche Vorstellungen über finanzielle Aspekte des Deals zum Scheitern.
Das Aus erschwert die Bemühungen von Ministerpräsident Mario Draghi, die 2017 mit Steuer-Milliarden vor der Pleite geretteten Monte Paschi, wie mit der EU vereinbart, bis Mitte 2022 wieder zu verkaufen. Zudem muss die Regierung eine Genehmigung aus Brüssel einholen, mehr Geld in die Krisenbank pumpen zu dürfen, ohne ein Szenario für den Ausstieg des Staates bei der MBS zu haben.
Streit über Rekapitalisierung
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits am Samstag berichtet, die Gespräche stünden nach monatelangen Verhandlungen vor dem Scheitern. Grund sei Streit über eine kostenträchtige Rekapitalisierung der MPS, hatten Insider gesagt. Italien hatte die älteste Bank der Welt 2017 mit 5,4 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet und hält seitdem 64 Prozent der Anteile. Die Regierung hatte seit langem eine Fusion mit einem stärkeren Partner als beste Lösung für die toskanische Bank gesehen.
Eine mit der Sache vertrauter Person sagte Reuters am Sonntag, beide Seiten seien sich bei finanziellen Aspekten nicht einig geworden. So habe die Unicredit gefordert, dass der Staat angesichts erforderlicher Korrekturen in den Büchern der MPS weitere 6,3 Milliarden Euro in die Monte Paschi stecken müsse. Das Finanzministerium habe diese Anpassungen aber in weiten Teilen für nicht ungerechtfertigt gehalten. Zudem habe Unicredit die Teile der MPS, die sie habe kaufen wollen, mit nur 1,3 Milliarden Euro bewertet. Das Finanzministerium sei indes von 3,6 bis 4,8 Milliarden Euro ausgegangen. Somit hätten die Forderungen der Unicredit das Ziel der Regierung durchkreuzt, die MPS nicht unter Wert zu verkaufen. Die Unicredit wollte sich zu den Angaben nicht äußern.
Plan "B" der Regierung
Ein Insider sagte, die Regierung könnte nun einen "Plan B" ausarbeiten. "Unter den Bedingungen von UniCredit ist derzeit kein Deal möglich. Aber der gleiche Rahmen, der der UniCredit angeboten wurde, könnte auf einen "Standalone"-Plan angewendet werden", erklärte die mit den Überlegungen vertraute Person. Die Regierung habe bereits mögliche Vorteile einer Eigenständigkeit der MPS geprüft, bei der das Finanzministerium Teile der Maßnahmen umsetzen würde, die auch UniCredit angeboten worden seien - einschließlich einer Kapitalerhöhung von mehreren Milliarden Euro. Die Regierung werde dazu wahrscheinlich das Management bei Monte Paschi umbauen und die faulen Kredite der MPS an den staatliche Auffanggesellschaft AMCO übertragen.
Das letzte Wort über das Schicksal der Monte Paschi hat die Generaldirektion der Europäischen Kommission (DG-COMP). Diese hat einen Plan zum Verkauf der Krisenbank bis Ende Dezember gefordert. Eine Verlängerung der First ist zwar denkbar. Dass die Generaldirektion aber die Forderung nach einem Verkauf aufgibt, ist Insidern zufolge unwahrscheinlich.