Die Smartphone-Gesellschaft hat der Telefonzelle neue Nutzungsformen ermöglich: Die eine wird als Bücher-Tauschregal verwendet, die andere als Dusche, E-Tankstelle oder sogar Kapelle. Mit dem neuen Telekommunikationsgesetz, das Ende des Jahres in Kraft treten wird, ist die Überflüssigkeit der "öffentlichen Sprechzelle" nun schriftlich festgehalten: Sie wurden rausgestrichen.
Bisher findet sich im noch gültigem Gesetz unter dem Abschnitt Universaldienst die Verpflichtung, eine „flächendeckende Versorgung mit öffentlichen Sprechstellen an allgemein und jederzeit zugänglichen Standorten“ zu gewährleisten. Im neuen Gesetz findet sich das Wort „Sprechstelle“ nicht mehr.
Die Erfindung des Münzfernsprechers geht auf den Wiener Ingenieur Robert Bruno Jentzsch zurück. Im August 1903 ging das erste derartige Gerät am Wiener Südbahnhof in Betrieb. Noch gibt es 9377 Telefonzellen in Österreich, die allermeisten davon sind öffentliche Sprechstellen. Die anderen stehen in Gebäuden, etwa in Krankenhäusern und Einkaufszentren. Betrieben werden sie von A1. Genutzt werden sie kaum noch, außerm jemandem ist der Handyakku ausgegangen oder die Prepaid-Karte.
„Es ist zu erwarten, dass die Telefonzellen jetzt nach und nach zurück gebaut werden“, sagt Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer Telekommunikation und Post beim Rundfunk- und Telekom Regulierer RTR.
2017 wurden über Telefonzellen 2,8 Millionen Minuten gesprochen. Zum Vergleich: 24 Milliarden Minuten werden dagegen im österreichischen Fest- und Mobilfunknetz "vertelefoniert". Laut RTR sind die Anrufe über Telefonzellen 97 Prozent weniger geworden als noch vor 10 Jahren. Um im Notfall? „Der Zugang zu Notdiensten wird über den Mobilfunk sichergestellt“, sagt Steinmaurer. „Es gibt daher auch neue Vorschriften, um Notrufe barrierefrei zu gestalten.“ Der Euro-Notruf 112 gilt in allen EU-Mitgliedsstaaten.