Am Donnerstag gehen die Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialpartner in der Metalltechnischen Industrie in die dritte Runde - und es liegt noch viel Arbeit vor ihnen. Zuletzt boten die Arbeitgeber ein Plus von 2,2 Prozent an, die Arbeitnehmer fordern 4,5 Prozent mehr. Zur Orientierung: Die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate als Verhandlungsbasis lag bei 1,89 Prozent, aktuell liegt die Teuerung bei 3,3 Prozent.
Im Vorjahr gab es bei einer Jahresinflation von 1,4 Prozent ein Lohn- und Gehaltsplus von 1,45 Prozent. Zuletzt hat die Brotindustrie in der Herbstlohnrunde abgeschlossen, das Plus lag bei 2,11 Prozent brutto. Zuvor hatte die Zuckerindustrie mit einem Plus von einem Prozent plus einer Einmalzahlung von 100 Euro den Kollektivvertrag (KV) für ein halbes Jahr fixiert. Am Donnerstag, findet auch die Forderungsübergabe für die Handelsbeschäftigten statt, sie schließen traditionell schwächer ab als die Metallindustrie, lagen aber im Coronajahr 2020 auf gleichem Niveau.
Kürzlich hatte Benjamin Bittschi, Experte für Löhne und Arbeitsmarkt beim Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, gemeint: "Wenn man sich die Gewerkschaftsseite anschaut, dann hat sich herausgestellt, dass der Abschluss von 1,45 Prozent 2020 mit der Inflation, die jetzt außer Streit gestellt wurde, von 1,9 Prozent für die Beschäftigten eigentlich Reallohnverluste ergeben hat." Für heuer haben die Gewerkschaften jedenfalls schon angekündigt, dass es im "Börsel kräftig rascheln muss". Erste Betriebsversammlungen in der Metallindustrie haben bereits als Warnschuss stattgefunden, weitere sind angedroht wenn es morgen keine Einigung gibt.
"Mehrkosten von bis zu zehn Prozent"
Die Arbeitgeber erinnerten daran, dass die ersten beiden Verhandlungsrunden von den Gewerkschaften PRO-GE und GPA schon nach kurzer Zeit abgebrochen wurden. Dies zeige, dass "die Gewerkschaften im Grunde noch nicht an seriösen Verhandlungen interessiert sind", so Christian Knill, Fachverbandsobmann der Metalltechnischen Industrie (FMTI). Die Forderungen der Gewerkschaften würden Mehrkosten von bis zu zehn Prozent verursachen und seien "verantwortungslos".
Die Arbeitnehmervertreter wiederum richteten den Industrievertretern aus: "Die Kampfbereitschaft ist bereits zu Beginn der Lohn- und Gehaltsrunde hoch." Neben einem allgemeinen Anstieg von Löhnen und Gehältern um 4,5 Prozent fordern die Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) unter anderem eine überdurchschnittliche Erhöhung der Lehrlingseinkommen. Derzeit befinden sich rund 8.000 Lehrlinge in der Metallindustrie in Ausbildung. Ein Lehrling im ersten Jahr erhält bisher 749 Euro, dies soll auf 1.000 Euro steigen.
Der Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2000 Euro brutto. Die 1200 Betriebe der Metalltechnischen Industrie beschäftigen nach Eigenangaben über 134.000 Mitarbeiter.