Serie: Vor 100 Jahren wurde mit der Steweag die Geschichte
der heutigen Energie Steiermark begründet. Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft der steirischen Energiewirtschaft.
Die historische Analyse sei „ganz bewusst vor allem auch jenen dunklen Kapiteln in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet, die bis dato nicht aufgearbeitet worden sind“, betonen die Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf. Tatsächlich hat der Historiker Stefan Karner in seiner Unternehmensgeschichte („Im Strom der Zeit. 100 Jahre Energie der Steiermark“) Erkenntnisse zutage gefördert, die davor kaum bekannt waren. Der Kraftwerksbau der Steweag habe sich in den letzten zweieinhalb Kriegsjahren vor allem auf das Murkraftwerk bei St. Dionysen (Bruck an der Mur) und die beiden untersteirischen Draukraftwerke bei Marburg und Pettau konzentriert – um nahe gelegene Unternehmen der Rüstungsindustrie mit Elektrizität zu versorgen.
Auf all diesen Kraftwerksbaustellen wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Um den Bau des Kraftwerkes in St. Dionysen „trotz eklatanten Arbeitskräftemangels durchzuführen, wurden ab Oktober 1942 für die Bauarbeiten an der Staumauer, an einem parallel zur Mur verlaufenden Kanal von Niklasdorf bis zum Kraftwerk und für die weiteren Bauarbeiten vor allem Zwangsarbeiter aus den nahe gelegenen Zwangsarbeiterlagern und ab 1943 Häftlinge des eigens errichteten Arbeitserziehungslagers Dionysen herangezogen“, so Karner, der aus Dokumenten und auch Briefen zitiert, die ein schreckliches Bild über die Zustände zeichnen. „Die Arbeiten waren schwer, körperliche Quälereien, Schläge und andere Schikanen gehörten zum Alltag. Fluchtversuche, aber auch Essensschmuggel wurden hart bestraft und konnten zur Einweisung in ein KZ führen.“ Die Sterberate im Lager soll hoch gewesen sein.
Im Zuge der Aufarbeitung, so Karner, habe man auch „monatelang überall gesucht und versucht, noch jemanden zu finden, der damals gearbeitet hat, um noch einmal ein deutliches Zeichen zu setzen, das ist aber leider nicht gelungen“. Purrer und Graf sehen im Aufzeigen bis dato weitgehend unbekannter Ereignisse und Verbrechen und im offenen Eingeständnis einer (Mit-)Schuld des Unternehmens ein besonderes Anliegen der von ihnen in Auftrag gegebenen Publikation.
Diese Serie erscheint in Kooperation mit der Energie Steiermark.