Ist das zentrale Ziel des Erneuerbaren Ausbaugesetzes (EAG), unseren Strom bis 2030 aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen zu erzeugen, machbar?
MARTINA PRECHTL-GRUNDNING: Um es zu erreichen, muss jetzt einiges in die Gänge kommen. Die Länder sind extrem gefordert, sich klare Ziele zu setzen. Die Strategien, die wir haben, reichen nicht. Nur 10,7 Terawattstunden sind mit Absichtserklärungen unterlegt, woher die 16,3 von den benötigten 27 Terawattstunden kommen sollen, ist in den Ländern nicht abgebildet.
Was muss geschehen, um 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2030 und Klimaneutralität 2040 annähernd zu erreichen?
Die Länder müssen die Ziele in ihren Strategien verankern: Wie viel Windkraft, wie viel Fotovoltaik (PV) heißt das für mich? Sie nehmen sich noch viel zu wenig vor. Wenn die Strategien klar sind, kann der Genehmigungsprozess gestrafft werden. Der Zeitplan ist sehr eng.
Bemerken Sie ein Umdenken?
In Lippenbekenntnissen ja, in den Taten leider nicht. Mit 100 Prozent erneuerbarem Strom ist es eben nicht getan. Das ist schwer zu vermitteln.
Braucht es den Ausbau von PV auf der Freifläche?
Die nötigen Mengen werden wir nur bekommen, wenn wir auch in die Fläche gehen. Ich verstehe die Vorbehalte nicht.
Auch der Widerstand gegen Windkraft ist weiter groß.
Den Widerstand können wir uns nicht leisten. Die politischen Vertreter haben nicht verstanden, dass die Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie Standortpolitik ist. Ich mache mich unabhängig von fossilen Energieträgern.
Die Wasserkraft ist meistens ausgereizt und soll laut EAG nur 5 Terawattstunden zur Stromautonomie beitragen. Geht das?
Hier spießt es sich in Genehmigungsverfahren mit dem Naturschutz. Wir haben viele Querbauwerke in Flüssen, die noch nicht genutzt werden.