Mit der wirtschaftlichen Erholung und dem Rückgang der Arbeitslosigkeit leiden jetzt weniger Menschen als im vergangenen Jahr finanziell unter der Coronapandemie. Der starke Trend zum Sparen hat sich aber fortgesetzt: Nachdem der durchschnittliche monatliche Sparbetrag schon 2020 stark auf 272 Euro gestiegen war, gab es heuer noch einmal einen Sprung auf 344 Euro, wie eine IMAS-Umfrage für die Erste Bank zeigt. Weiter stark gefragt sind auch Wohnkredite.
Befragt wurden von Mitte Mai bis Mitte Juni 900 Personen über 15 Jahre. 29 Prozent von ihnen gaben an, sie seien durch die Pandemie finanziell betroffen - im vergangenen Jahr hatten das noch 38 Prozent angegeben. Hochgerechnet würde das in absoluten Zahlen einen Rückgang von 2,9 auf 2,2 Millionen Menschen bedeuten. "Entgegen den Befürchtungen des Vorjahres kommen weite Teile der Bevölkerung aktuell finanziell besser durch die Krise als erwartet", sagte Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller am Dienstag bei der Präsentation der Studie.
Gefragte Wohnkredite
Als Gründe für den weiteren Anstieg der Sparquote gaben 71 Prozent der Befragten an, aufgrund von Corona weniger Geld ausgegeben zu haben. Mit 81 Prozent liegt die Zahl jener, denen Sparen wichtig ist, nicht nur über der des Vorjahres, sondern auch über dem Niveau der Finanzkrise 2008/09 (jeweils 79 Prozent). 344 Euro werden im Durchschnitt pro Person und Monat zur Seite gelegt - vor zehn Jahren waren es nur 165 Euro.
Von den Menschen, die in der Corona-Zeit den Bau oder Kauf einer Wohnung oder eines Hauses geplant hatten, haben 60 Prozent ihr Vorhaben durchgeführt oder wollen das nach eigenen Angaben demnächst tun. 30 Prozent haben ihr Projekt verschoben, 10 Prozent haben ihren Plan aufgegeben. Wohnkredite seien nach wie vor gefragt, sagte die Erste-Bank-Chefin.
Obwohl Wertpapiere immer beliebter werden und das Spar- und Bausparbuch im vergangenen Jahrzehnt stark verloren haben, liegen die Klassiker noch immer deutlich in Führung: Ein Sparbuch haben 74 Prozent der Befragten (2011: 86 Prozent), ein Bausparbuch 53 Prozent (64 Prozent) und eine Lebensversicherung 43 Prozent (46 Prozent). Anlagen in Wertpapiere sind seit 2011 von 27 auf 33 Prozent gestiegen, eine private Pensionsvorsorge haben so wie schon vor einem Jahrzehnt 22 Prozent.
"Wir sehen im 10-Jahres-Vergleich, dass sich das Wertpapiervolumen von 8,1 auf 12,7 Milliarden Euro erhöht hat", sagte Holzinger-Burgstaller.
Der Umfrage zufolge achten bereits 84 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher beim Kauf von Konsumgütern und Produkten auf "Nachhaltigkeit" - also darauf, dass die Produkte ethisch gut und nicht umweltschädlich sind. "Bereits 25 Prozent der von der Erste Asset Management Österreich veranlagten Gelder befinden sich in nachhaltigen Fonds", sagte Geschäftsführer Heinz Bednar. Allein heuer sei in die Nachhaltigkeitsfonds der Ersten rund eine Milliarde Euro geflossen. "Das entspricht 90 Prozent aller Mittelzuflüsse von Privatkunden."