Die Erwartungshaltung vieler Apple-Jünger war groß. Noch größer, als sie es ohnehin immer war. Der Grund: Zumindest zu einem Kurzauftritt von Steve Jobs könnte es kommen, hieß es 2011 vor der Präsentation des neuen iPhone. Einzig, die Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. In Wahrheit sollte sie sich gar nie mehr erfüllen. Nur einen Tag nach der Vorstellung des iPhone 4S, erstmals mit „Siri“ an Bord, schwappte am 5. Oktober 2011 die traurige Botschaft aus Kalifornien in die Welt: Steve Jobs erlag einem Krebsleiden. Mit nur 56 Jahren. Der Erfinder von iPad, iPod und iPhone, maßgeblichster Taktgeber einer technologischen Ära, war nicht mehr. US-Präsident Barack Obama sprach „betrübt“ vom „Verlust eines Visionärs“, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sah ein „Genie“ gehen – an das man sich einmal erinnern werde wie an „Edison und Einstein“.
Was aber blieb wirklich von jenem Mann, der Apple 1976 gründete, im Streit verließ, später rettete und den Weg für die ertragreichste Zeit der Unternehmensgeschichte ebnete? Nun, in erster Linie jener ökonomische Gigant, der heute „größer als Öl“ ist, wie das Portal „The Verge“ jüngst schlussfolgerte. Tatsächlich fliegt der Konzern mit einem Börsenwert jenseits der 2 Billionen US-Dollar in unbekannten Sphären, Umsatz und Gewinn eilen von Rekord zu Rekord. Die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten verdoppelte sich im vergangenen Jahrzehnt auf 150.000 Köpfe. Hätten Sie in jener Woche als Steve Jobs starb 1000 Dollar in Apple-Aktien investiert, wären sie heute 11.000 Dollar wert.
Frag dich nie „Was würde Steve tun?“
Sie würden nun aber auch Anteile an einem Unternehmen halten, das ob seiner Marktmacht zunehmend in Kritik gerät und dessen magische Ausstrahlung verblasst. Die Datenuhr Apple Watch oder die AirPods-Kopfhörer sind technisch ausgeklügelte, gefragte Dinge. „Gamechanger“ – Produkte, die geltende Regeln und Mechanismen außer Kraft setzen – , sind sie nicht. Apples Schritte nach vorne sind unter Jobs-Nachfolger Tim Cook weniger offensichtlich, dafür umso geschmeidiger. Smartphone-Displays wachsen, hauseigene Chips ersetzen Intel-Prozessoren, der Fokus wandert in Richtung Medizintechnik. Er solle sich nie fragen, „Was würde Steve tun?“, gab Jobs seinem Nachfolger Cook mit. Er solle einfach „das Richtige“ tun. Der Rat habe ihm eine große Last genommen, erzählte Tim Cook später. Und Steve Jobs gibt so auch zehn Jahre nach seinem Tod noch immer ein wenig Apples Richtung vor.