Das in Zahlen gegossene Halbjahr zaubert Gerhard Wohlmuth, Sprecher des Handels in der Wirtschaftskammer Steiermark, ein „leichtes Lächeln ins Gesicht“, wie er sagt. Nominell ist der Handel mit 9,1 Milliarden Euro (davon 2,7 Milliarden im Einzelhandel) über dem Vorkrisenniveau – um 1,8 Prozent (bzw. 0,8 Prozent im Einzelhandel). Real noch nicht, denn die Inflation liegt aktuell über den Zuwächsen und dürfte im August sogar auf 3,1 Prozent steigen. Die Preise beschäftigen die Konsumenten und teilen Ökonomen derzeit in ein warnendes und in ein beschwichtigendes Lager.
Peter Voithofer, Wirtschaftsforscher des Economica Institutes, pflegt keinen Alarmismus: „In den letzten 20 Jahren lagen die Preissteigerungen im Einzelhandel stets unter der Gesamtinflation“, sagt er. Einzelne Segmente seien freilich von globalen Entwicklungen abhängig, doch schließt sich Voithofer der Oesterreichischen Nationalbank an, die die steigende Inflation als temporäre Erscheinung sieht. „Einen strukturellen, lang anhaltenden starken Anstieg erwarte ich nicht. Wir haben jetzt Ausschläge nach oben und sind das nicht mehr gewohnt.“
Der Einzelhandel ist in der Steiermark im ersten Halbjahr um 160 Millionen Euro im Vergleich zu 2020 gewachsen und um 20 Millionen im Vergleich zu 2019. „Es gibt aber große Divergenzen zwischen den Handelsbereichen“, besteht Voithofer auf einen genaueren Blick. Während Lebensmittel, Heimwerkerbedarf, E-Geräte und Möbel im Plus sind, hat die Modebranche nach wie vor damit zu kämpfen, dass es weniger Veranstaltungen und mehr Homeoffice gibt. Auch der Handel mit Uhren und Schmuck leidet darunter. Die Märkte für Zeitungen und Bücher sowie für Spiel und Sport haben sich ebenfalls noch nicht erholt. Dynamisch bleibt indes der Online-Handel. Die Umsätze stiegen um mehr als 51 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau und um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der heimischen Online-Shops wachse stark, verweist Wohlmuth auf eine entsprechende Initiative der Wirtschaftskammer.
Auf der Überholspur befindet sich der Fahrzeughandel mit einem Halbjahresplus von 26,3 Prozent. Das Niveau von 2019 wurde nominell um 2,8 Prozent übertroffen. Der Großhandel liegt 7,8 Prozent über dem Vorjahr, jedoch 4,2 Prozent unter 2019. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 2,6 Prozent auf 72.450 an – 2700 Beschäftigte (von einst 30.000) sind derzeit in Kurzarbeit, 2000 Jobs offen. Der Ausblick? „Ein viertes Zusperren wollen wir nicht andenken“, sagt Wohlmuth, „jede andere Maßnahme wäre besser als das.“