Die Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln ist weiter ungebrochen hoch. So gut wie jeder österreichische Haushalt kauft Bio und hat dabei im ersten Halbjahr 2021 durchschnittlich 113 Euro ausgegeben. Der Umsatz mit frischen Bio-Lebensmitteln (exkl. Brot und Gebäck) im Lebensmitteleinzelhandel ist im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um knapp 17 Prozent auf rund 420 Millionen Euro gestiegen, geht aus der aktuellen RollAMA-Erhebung der AMA-Marketing hervor.
Der Bio-Anteil bei Frischwaren im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und erreichte heuer im ersten Halbjahr 11,3 Prozent. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es noch knapp unter 10 Prozent. "Bio ist im Aufwärtstrend", sagte AMA-Marketing-Chef Michael Blass am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der Umsatz mit biologischen Frischwaren im Supermarkt ist heuer gegenüber den ersten sechs Monaten 2020 wertmäßig um 16,7 Prozent auf 419,7 Millionen Euro geklettert, mengenmäßig ergab sich ein Plus von 19,5 Prozent auf 116.356 Tonnen.
"Junge Leute sind besonders bio-affin"
Für die sogenannte RollAMA-Erhebung führen 2800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, inklusive den Diskontern Hofer und Lidl. Die Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit den Marktforschern "GfK" und "KeyQUEST" durchgeführt. Basis ist das GFK-Haushaltspanel.
Beinahe jeder Haushalt in Österreich, nämlich 96 Prozent, hat heuer von Jänner bis Juni zumindest einmal ein Bioprodukt gekauft. Durchschnittlich wurden pro Haushalt heuer 113 Euro für Bio-Lebensmittel ausgegeben, das entspricht einem Zuwachs von 14,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. "Junge Leute sind besonders bio-affin", so Blass. Als Grund für den Griff zu Bioprodukten nennen die meisten Befragten eine gesunde Ernährung, vor allem bei jungen Leuten, und dort insbesondere bei jungen Frauen, spielen auch Umweltaspekte eine große Rolle.
Auch Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann sprach von einer "herausragenden Entwicklung" des Bio-Marktes. Der Bio-Umsatz über alle Vertriebskanäle lag im Jahr 2020 bei rund 2,4 Milliarden Euro und ist damit im Vergleich zum Vorjahr 2019 um 15 Prozent gestiegen. Dem starken Absatzplus stehe jedoch eine Stagnation bei der Entwicklung der Produktion gegenüber: Von 2019 bis 2020 wuchs die Anzahl der biologisch wirtschaftenden Höfe um nur 0,9 Prozent. Grund dafür sei, dass seit Ende 2018 keine Neueinstiege mehr in die Bio-Förderung und seit Ende 2019 auch keine Umstiege aus anderen Fördermaßnahmen mehr möglich sind. Einen Einstieg in die Bio-Förderung gibt es erst wieder mit der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2023. Hier müsse man gegensteuern, um einen Wertschöpfungsverlust in Österreich zu verhindern, sagte Grabmann.
Niedriger Bio-Anteil in der Gastronomie
Der Bio-Absatz im österreichischen Handel boomt, 81 Prozent der Biolebensmittel werden dort verkauft. In der Gastronomie werden Bio-Produkte aber relativ selten angeboten, hier landen nur 5 Prozent der Bioprodukte. Die übrigen 14 Prozent werden im Direktvertrieb und im Fachhandel abgesetzt, geht aus 2020er-Daten der Marktforscher Nielsen, Gfk und Gastro-Data hervor.
"Die Pandemie hat den Trend zu mehr regionaler Qualität verstärkt", so Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Mittwoch in einer Aussendung. Die Ministerin will die Bio-Landwirtschaft weiter stärken. Man werde "zielgerichtete Maßnahmen und attraktive Angebote" im zukünftigen GAP-Strategieplan anbieten.