Der frühere deutsche Bundesbank-Chef Axel Weber warnt vor anhaltenden Inflationsgefahren. "Ich glaube nicht, dass die jetzigen Inflationsraten so vorübergehend sein werden, wie Notenbanken jetzt glauben", sagte der UBS-Verwaltungsratschef am Dienstag auf einer Konferenz des Wirtschaftsrats der CDU. Viele Währungshüter seien der Ansicht, dass sich das Problem von selbst erledigen werde. Er glaube dies nicht.
Vielmehr werde ein aktives Gegensteuern der Notenbanken zu irgendeinem Zeitpunkt nötig sein. Das derzeitige Niedrigzinsumfeld werde sich allerdings auf Jahre hinaus wohl kaum ändern. Anleger würden so auf der Jagd nach höheren Renditen in Aktien- und Anleihenmärkte getrieben, wo höhere Risiken lauerten.
Höchste Inflationsrate seit fast zehn Jahren
Notenbanken werden sich nach Einschätzung des einstigen Geldpolitikers zunächst darauf konzentrieren, den Zuwachs und dann vielleicht das Niveau ihrer Bilanzen zu stabilisieren: "Und erst in ferner Zukunft wird man Bilanzen abbauen und dann eventuell die Zinsen angehen", sagte der UBS-Verwaltungsratspräsident. In einem solchen Umfeld werde man eine "Inflationierung von sehr vielen Märkten sehen", sagte Weber, der das Amt als Präsident der Schweizer Bank UBS seit 2012 innehat. Er war 2011 nach Differenzen über den geldpolitischen Kurs der EZB als Bundesbank-Chef zurückgetreten.
Die Inflation im Euroraum hatte im August einen kräftigen Schub erhalten und die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich übertroffen. Die Verbraucherpreise kletterten binnen Jahresfrist um 3,0 Prozent - die höchste Rate seit November 2011. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerung von 2,0 Prozent an. Die EZB rechnet heuer mit weiterhin hohen Inflationsraten. Allerdings ist der momentane Inflationsschub aus Sicht der Währungshüter nur ein vorübergehendes Phänomen, der mit der Wiederöffnung der Wirtschaft nach den Lockdowns zu tun hat.
OeNB-Gouverneur: Hohe Inflation nur vorübergehend
Österreichs Notenbank-Gouverneur Robert Holzmann geht indes davon aus, dass Inflation hierzulande nur vorübergehend hoch sein werde. Die langfristigen Trends, die in der Vergangenheit zu niedrigen Preisen geführt hätten, seien nach wie vor da. Diese Trends würden sich durchsetzen und damit die Inflationsrate nächstes und übernächstes Jahr sinken, meinte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in einem am Montagabend in der ORF-"ZiB2" ausgestrahlten Interview vom Forum Alpbach in Tirol. Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale sieht Holzmann nicht. Die Sozialpartner auf beiden Seiten wüssten, wo die Grenze ist, meinte er.
Die Inflationsrate für August 2021 beträgt in Österreich voraussichtlich 3,1 Prozent, nach 2,9 Prozent im Juli, zeigt die Schnellschätzung der Statistik Austria. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2011, teilte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag mit. "Die derzeit hohe Inflation ist insbesondere durch die niedrigen Energie- und Treibstoffpreise im vergangenen Sommer und den aktuellen Preisanstieg bei Flugreisen bedingt", so Thomas.