Im Vorjahr haben die langen Wochen des Lockdowns dazu geführt, dass sich viele Österreicherinnen und Österreicher sich ein Haustier angeschafft haben. Und auch wenn dieser Trend inzwischen wieder abflacht und sich die Tierheime wieder füllen, ist die Zahl der tierischen Mitbewohner gestiegen und das sorgt wiederum für einen regelrechten Boom im Zoohandel. Eine Branche, die gerne unterschätzt wird. Alleine in der EU werden jährlich rund 21,5 Milliarden Euro für das Wohlergehen der Haustiere ausgegeben.

In Österreich dürfte der Gesamtumsatz der Branche im Vorjahr laut Statista rund 310 Millionen Euro betragen haben.
Von einem Wachstumssprung berichtet auch Hermann Aigner, Geschäftsführer der Handelskette Fressnapf: „Auf bestehender Fläche wächst Fressnapf Österreich im ersten Halbjahr 2021 im zweistelligen Prozentbereich.“ Das Online-Wachstum sei sogar viermal so stark ausgefallen.

Der deutsche Online-Tierbedarfshändler Zooplus konnte in den ersten sechs Monaten sogar eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaften, ein Plus von 16 Prozent. Daher ist auch der US-Finanzinvestor Hellman & Friedman auf den Geschmack gekommen und will Zooplus für fast drei Milliarden Euro übernehmen.

Fokus auf Ernährung

Im Gegensatz zu den großen Ketten, sind kleinere Fachhändler vor allem mit Spezialthemen erfolgreich, sagt Andreas Popper, Obmann der Berufsgruppe Zoofachhandel in der Wirtschaftskammer. „Weiterhin gefragt ist das Thema Ernährung beim Tier.“ Es gehe hier ja um zwei Millionen Katzen, eine Million Hunde und 500.000 Kleintiere.

Die Themen Bio, lokale Produzenten, gesundes Essen seien bei Menschen schon länger ein großer Trend. „Nun erfasst das die Tiernahrung.“ Wer sich ein Haustier anschaffen möchte, sollte sich der Kosten bewusst sein, sagt Popper. Mindestens 1000 Euro pro Jahr sollte man einrechnen. Neben Futter müsse man auch an den Tierarzt denken.

High-Tech am Halsband

Ein relativ neuer Trend sind technische Gadgets für Tiere. Auf diesem Markt ist ein Start-up aus Österreich besonders erfolgreich. Tractive hat einen ein Halsband mit eingebauten GPS-Sender entwickelt und konnte sich damit im Frühjahr ein Investment von knapp 30 Millionen Euro sichern. "Was uns vom Mitbewerb unterscheidet: Wir haben in allen Ländern Verträge mit mehreren Mobilfunkern. Dadurch kann das Signal ohne Unterbrechung übertragen werden", sagt Mitgründer und Geschäftsführer Michael Hurnaus. 

Die Motivation für den Kauf des Geräts sei aber durchaus unterschiedlich. "Besitzer von jungen Hunden oder solchen, die gerne ausbüxen, wollen ihren Hund mittels GPS orten und einfangen können. Bei Katzenbesitzern ist es eher die Neugierde. Sie wollen wissen, welches Revier die Freigänger-Katze durchstreift und ob sie möglicherweise auch woanders Futter bekommt." In Europa sei man bereits Marktführer, mit den 30 Millionen Euro soll nun der Marktstart in den USA in Angriff genommen werden.

Urlaub mit dem Tier

Eine zunehmend digitale Denkweise der Haustierbesitzer erkennt auch Zooplus-Geschäftsführer Cornelius Patt bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. "Gleichzeitig werden unsere Arbeits- und
Freizeitwelten tierfreundlicher." Das hat man auch bei Fressnapf erkannt und bietet seit heuer in Zusammenarbeit mit Rewe Touristik Urlaub mit dem Haustier an.

"Wobei es sich hier primär um Reisen mit dem Hund handelt", schränkt Fressnapf-Chef ein. 141 Hotels, Pensionen und Campingplätze habe man bereits im Angebot. "Eigentlich wollten wir damit 2020 starten, was wegen der Corona-Situation aber nicht möglich war." Zu Beginn des Jahres sei das Interesse der Kunden noch zurückhaltend gewesen, doch mit dem Ende des Lockdowns sei es dann mit den Buchungen richtig losgegangen. Im kommenden Jahr solle auf Wunsch vieler Hundebesitzer vor allem die Zahl der Hotels erweitert werden.