Nach einer Phase sinkender Rohöl- und Treibstoffpreise hat sich das Blatt zuletzt wieder gewendet. "Großer Treiber der Inflation sind derzeit die Treibstoffe", sagt Wifo-Experte Josef Baumgartner zur im Juli 2,9 Prozent hohen Inflation. Die OPEC und ihre Partnerstaaten, vereint in der OPEC+, stehen bei der Rohölförderung auf der Bremse. Gleichzeitig gibt es Verwerfungen in den Lieferketten und die Konjunktur ist weltweit stark. Nahrungsmittel dürften bald teurer werden.
"Insgesamt sind die Preissteigerungen beim Rohöl und bei den Problemen innerhalb der Lieferketten zu suchen", sagte Baumgartner. "Wenn chinesische Häfen wegen Coronafällen gesperrt werden und sich der Transport dadurch verzögert, wird dieser teurer. Dazu kommt ein Mangel an Containern um der vermehrten Fracht in der sehr gut erholten Konjunktur Herr zu werden." Die starke Konjunktur sorge zudem ja auch für eine vermehrte Nachfrage nach Energie in der Industrie und Treibstoffen für den Transport.
Kaum Einfluss
Dies alles seien Faktoren, auf welche die Europäische Zentralbank (EZB) wenig Einfluss habe. Denn es handle sich um angebotsseitige Preissteigerungen, die weniger steuerbar seien als nachfrageseitige. Die EZB hat ein Inflationsziel von 2,0 Prozent ausgegeben. Greife sie jetzt ein, drohte ein Bremsen der Konjunktur samt negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, so Baumgartner. Denn etwa eine Zinssteigerung würde die Nachfrage sowie Konsum- und Investitionsbereitschaft tendenziell drücken, aber keinen Einfluss auf den Rohölpreis und damit die Energiekosten sowie die Lieferkosten haben. Es gehe um eine Abwägung zwischen einer Akzeptanz höherer Preissteigerungen gegenüber eine konjunkturellen Abschwächung samt höherer Arbeitslosigkeit.
Weitere Preistreiber seien auch Dienstleistungen, hier etwa saisonbedingt die Gastronomie und Hotellerie, so der Fachmann. Hier seien die Preise aber schon in den vergangenen Jahren gestiegen.
"Ein bisserl eine Überraschung sind die Nahrungsmittelpreise, die nach wie vor moderat steigen", sagte der Wissenschafter mit Blick auf die Entwicklung auf internationalen Märkten für agrarische Rohstoffe. Die Preisanstiege bei Nahrungsmitteln dürften seinen Angaben zufolge im weiteren Jahresverlauf und 2022 "stärker werden". So dürften aufgrund gestiegener Getreidepreise etwa die Kosten für Brot und Gebäck schon bald ansteigen.
Die Inflation in Deutschland ist zuletzt mit 3,8 Prozent noch deutlich höher ausgefallen als in Österreich mit den aktuell laut Statistik Austria 2,9 Prozent. Das ist laut Baumgartner vor allem dem Auslaufen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung beim wichtigsten Handelspartner Österreichs geschuldet. Ansonsten habe die dortige Inflation die selben Gründe wie auch hierzulande.
Philip Stotter/APA