Ob das, was sich derzeit auf dem globalen Smartphone-Markt abspielt, tatsächlich schon als Erdbeben klassifiziert werden kann, wie es manche Branchenbeobachter dieser Tage kommentierten, sei dahingestellt. Bemerkenswert ist es allemal.
Der langjährige, fast uneingeschränkte Platzhirsch Samsung, musste zuletzt, so zeigen es aktuelle Analysen von Marktforschern, zumindest temporär die weltweite Marktführerschaft abgeben. In einer Auswertung von „Counterpoint Research“ lag der koreanische Branchenprimus im Juni zum ersten Mal nicht an der Spitze. Der Marktanteil, gemessen an den Smartphone-Absatzzahlen stürzte demnach von knapp über 20 Prozent im Februar auf nunmehr 15,7 Prozent. Als Spitzenreiter wird nicht etwa der iPhone-Krösus Apple (14,3 Prozent Marktanteil), sondern der chinesische Hersteller Xiaomi mit 17,1 Prozent ausgewiesen.
Das ist vorerst freilich mehr eine spektakuläre Momentaufnahme als ein Erdbeben, doch auch die jüngsten Europa-Daten für das abgelaufene Quartal zeugen von einer Transformation. Denn das Analyseunternehmen Canalys sieht auch dort – dank starker Märkte in West- und Südosteuropa – erstmals Xiaomi an der Spitze. Global schafften es die Chinesen, die als Billiganbieter anfingen und mittlerweile alle Preissegmente bespielen, in den letzten vier Monaten immerhin auf Platz Zwei. Dabei profitiert das vor elf Jahren gegründete Unternehmen vor allem von Verlusten Huaweis. Der vor noch nicht allzulanger Zeit größte Herausforderer Samsungs wurde von US-Sanktionen schwer getroffen.
Aber: Noch immer gilt, dass am Smartphone-Markt verkaufte Geräte nicht mit erzieltem Umsatz gleichzusetzen sind. So divers der Markt ob der vielen Hersteller auf den ersten Blick scheint, so konzentriert sehen ihn Forscher wie Viktor Mayer-Schönberger vom Oxford Internet Institute. „50 Prozent des weltweiten Umsatzes am Smartphone-Markt erwirtschaftet Apple“, ließ der gebürtige Österreicher mit Blick auf die hochpreisigen Geräte aus Cupertino jüngst die Kleine Zeitung wissen. Apples gigantische Gewinne empfindet er als eine Form von „Monopolrenditen“.
Samsung "faltet" wieder
Wenngleich der kalifornische Konzern an technologischer Gestaltungskraft einbüßte, wird weiter jede Produktneuvorstellung besonders genau beäugt. In der zweiten Septemberwoche soll es heuer so weit sein, Apple wird dann wohl ein iPhone 13 präsentieren. Im Vergleich mit dem Vorgänger in deutlich erhöhter Anzahl, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Erfahrung brachte. Konkurrent Samsung preschte indes bereits vor und nutze den obligaten Sommertermin dieser Tage für die Präsentation zweier neuer „Falt-Smartphones“. Mit dem Galaxy Z Fold 3 und dem Z Flip 3 soll es endlich gelingen, Begeisterung für die neue Smartphone-Kategorie zu entfachen. Bis dato fristen derlei Produkte ein Nischen-Dasein, Samsung sieht trotzdem großes Potenzial im Massenmarkt.
Eine Unbekannte für die Branche ist weiter der gehörige Mangel an Halbleitern. Marktanalysten rechnen damit, dass es kleinere Hersteller in diesem Umfeld zunehmend schwerer haben werden – und schließen selbst Marktbereinigungen nicht aus. Laut dem Beratungsunternehmen Gartner stehen Apple und Samsung (selbst großer Halbleiter-Hersteller) für 20 Prozent der weltweiten Halbleitereinkäufe. Doch auch die Großen bekommen die aktuelle Lage zu spüren. Schon Ende April warnte etwa Apple-Finanzchef Luca Maestri vor den Folgen der weltweiten Chipknappheit, die temporär Engpässe nach sich ziehen könnte. Samsung ließ bereits im März wissen, dass „das aktuelle Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei Computerchips und deren Komponenten sehr ernst sei.