0:6, 1:6. Im Jahr 1996 zeigte Thomas Muster häufig keine Gnade mit Gegnern. Beim Tennisturnier in St. Pölten bestritt Österreichs damaliges Aushängeschild die erste Runde gegen einen gewissen Nasser Al-Khelaifi aus Katar, Muster gewann in der einseitigen Begegnung acht von zehn gespielten Bällen. Zugleich sollte es eines von zwei Einzelspielen sein, die Al-Khelaifi auf der großen ATP-Tour bestritt. Etwas erfolgreicher gestaltet sich die Davis-Cup-Geschichte des Katarers. 45 Spiele bestritt er für das Emirat, im Doppel gilt er gar bis heute als Instanz. Wirklich ausgezahlt hat sich für Al-Khelaifi der Ausflug in die Welt der Filzkugeln nicht. In zehn Jahren verdiente er 16.000 US-Dollar Preisgeld.
Und hier schließt sich gewissermaßen der Kreis zur Jetztzeit. Aber nur gewissermaßen. Denn jene 16.000 US-Dollar verdient Lionel Messi bei seinem neuen Arbeitgeber PSG binnen drei Stunden. Der Boss des Pariser Klubs wiederum ist, richtig geraten, seit dem Jahr 2011 Nasser Al-Khelaifi.
Eigentlich steht dieser Al-Khelaifi an der Spitze von PSG-Eigentümer „Qatar Sports Investments“. Die Gesellschaft selbst zählt wiederum zum direkten Einflussbereich Katars, von Al-Khelaifi als „allmächtigem Gesandten des Emirs“ schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“.
Emir-Freund und UEFA-Organ
Seine reale Macht zieht der 47-Jährige heute auch aus anderer Quelle. So bestimmt Al-Khelaifi die Geschäfte der BeIn-Mediengruppe, welche die französische Ligue 1 im Ausland verkauft, und sitzt im UEFA-Exekutivkomitee, dem Machtzentrum des Fußballverbands. Irgendwann wird Al-Khelaifi vielleicht auch Chef des Tennisweltverbands. Womit sich für den Abgänger von Elite-Schulen und -Universitäten wieder ein Kreis schließen würde.
Es war nämlich auch ein Tennisplatz, auf dem vor mehr als 25 Jahren ein schicksalhaftes Treffen mit Tamim bin Hamad Al-Thani stattfand. Letzterer, damals noch Kronprinz, wurde zu Al-Khelaifis Trainingspartner und Freund und steht heute an der Spitze Katars.