Derzeit wird Hochzeit gefeiert. Nicht die erste – und auch nicht die letzte. Klingt unromantisch, zumindest aus technischer Sicht trifft das aber nur bedingt zu. Im Werk von Siemens Mobility in Wien-Simmering werden die Züge mit den Drehgestellen aus dem konzerneigenen Weltkompetenzzentrum aus Graz-Eggenberg „vereint“. Das nennen die Monteure dann „Hochzeit“. Auch diesmal sind es Routineprozesse und doch ist es ein ganz besonderer Auftrag, der hier abgearbeitet wird. Es geht um die neue Siemens-Zuggeneration „Viaggio Next Level“. Sie werden von den ÖBB als Nachtzüge, „Nightjets“, auf Schiene gebracht.
Für ihre Nightjet-Offensive, in die, wie berichtet, bis 2026 rund 700 Millionen Euro fließen sollen, haben die ÖBB mit Siemens Mobility auch einen Rahmenvertrag für neue Garnituren abgeschlossen. Die jeweils siebenteiligen barrierefreien Nightjets der neuen Generation bestehen aus je zwei Sitzwagen, drei Liegewagen und zwei Schlafwagen. Man will auch mit höheren Kapazitäten, mehr Komfort und mehr Privatsphäre punkten. 13 dieser Garnituren wurden bereits abgerufen, die Waggons werden in Wien, die Drehgestelle und Radsätze in Graz gefertigt.
Das gilt auch für jene 20 weiteren Nightjets, die die ÖBB nun zusätzlich bestellen. „Das ist ein wichtiger Schritt, um die ÖBB als Marktführer im europäischen Nachtzuggeschäft zu positionieren“, betont ÖBB-Chef Andreas Matthä. „Die Nachtzüge stehen für innovative, umweltfreundliche Mobilität, sie sichern Jobs in Österreich“, streicht Arnulf Wolfram, CEO von Siemens Mobility Austria hervor. Die Produktion der vorangegangenen Bestellung sei in den Werken Wien und Graz sowie bei den zahlreichen heimischen Zulieferbetrieben „bereits voll angelaufen“.
Die ersten Züge sollen dann ab Dezember 2022 auf den Verbindungen von Österreich und Deutschland nach Italien eingesetzt werden. Bis 2025 sollen alle 33 Nightjets im Einsatz sein.
Erstmals kommen dabei auch sogenannte „Leichtbau-Drehgestelle“ zum Einsatz, eine Innovation, die Siemens in Kooperation mit Spezialisten der TU Graz entwickelt hat. Sie sind um rund 30 Prozent leichter als „herkömmliche“ Drehgestelle. Damit werden die Nightjets für Siemens auch auf dieser Ebene zu einer wichtigen globalen Referenz. Das sorgt für einen deutlich reduzierten Energieverbrauch und auch für eine niedrigere Schienenmaut, da sich die auch nach dem Gewicht der Züge richtet. Zudem sorgt die Laufruhe für gesteigerten Komfort, wird betont.
Im Grazer Siemens-Werk, in das in jüngerer Vergangenheit Millionen u. a. in neue Schweißrobotersysteme und den Ausbau der Lehrwerkstätte investiert wurden, werden im laufenden Geschäftsjahr (Oktober 2020 bis Ende September 2021) – über alle Zugtypen hinweg – 2500 Fahrwerke ausgeliefert, die Auslastung sei gut. Vor Kurzem wurde auch das 1000. Fahrwerk für die Vectron-Loks von Siemens in Graz gefertigt und ausgeliefert, 1000 weitere sollen gemäß Auftragsstand folgen.