Es sind geradezu schwindelerregende Quartalszahlen, die zuletzt präsentiert wurden, auf Börsenportalen wird mit Blick auf die Kursentwicklungen schon länger von einem „regelrechten Impfrausch“ berichtet. Zu Wochenbeginn hat nun auch das deutsche Biopharma-Unternehmen Biontech seine Quartals- und Halbjahresergebnisse veröffentlicht und einen neuerlichen Hype auf den Finanzmärkten ausgelöst.
Allein im zweiten Quartal setzte das Unternehmen dank des Impfstoff-Geschäfts demnach 5,31 Milliarden Euro um – der Nettogewinn betrug 2,79 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Verlust von mehr als 88 Millionen Euro zu Buche gestanden war. Wie auch US-Partner Pfizer, mit dem Biontech Ende 2020 weltweit die ersten Zulassungen für einen Covid-19-Impfstoff erhalten hatte, erhöhte man nun die Jahresprognosen deutlich. Insgesamt werde Biontech demnach bis Jahresende nun eine Produktion von drei Milliarden Dosen angepeilt. 2022 sollen es dann bis zu vier Milliarden Einheiten sein. Bis 21. Juli wurden mehr als eine Milliarde Impfdosen in mehr als 100 Regionen ausgeliefert – Biontech will damit heuer 12,4 Milliarden Euro mit Impfstoffverkäufen erlösen.
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Neben den (erwartbar) hohen Umsatz- und Gewinnzahlen beflügelten zuletzt auch die Aussichten auf eine dritte Dosis, die in vielen Ländern aufgrund der wieder steigenden Infektionszahlen verabreicht werden soll bzw., wie etwa in Israel, bereits verimpft wird.
Auch jüngste Berichte der „Financial Times“, wonach die Preise je Dosis bei Biontech/Pfizer von bisher 15,5 Euro auf künftig 19,5 Euro steigen sollen, hat (zumindest bei den Aktionären) für gute Laune gesorgt. Der Kurs der Aktie von Biontech, die im Oktober 2019 erstmals in New York notiert ist, kann jedenfalls als atemberaubend beschrieben werden. Innerhalb von einem Jahr ist er um knapp 505 Prozent nach oben geschnellt.
Mehr als ein spannender Nebenaspekt dieser Entwicklung: Gemessen am Börsenwert von inzwischen fast 90 Milliarden Euro ist Biontech schon jetzt das größte deutsche Pharmaunternehmen, knapp vor Merck (mit 79,8 Milliarden) und weit vor Bayer (46,3 Milliarden Euro), wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Curevac-Aktie zeigt die "andere Seite"
Rasant bergauf geht es auch für die US-Biotechfirma Moderna, die allein für das abgelaufene Quartal einen Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar verbuchen konnte. Die Aktie kommt im Vergleich zum August 2020 sogar auf ein Plus von rund 573 Prozent.
Auch der Kurs der Pfizer-Aktie näherte sich zuletzt dem Allzeithoch von Ende der 1990er-Jahre an, als der US-Konzern mit Viagra einen globalen Erfolg landen konnte.
Das Kursfeuerwerk entzündet sich insbesondere bei den mRNA-Herstellern, bei den Produzenten von Vektorimpfstoffe, zugelassen sind bisher Produkte von Johnson & Johnson sowie AstraZeneca, sieht es doch markant anders aus. Bei Johnson & Johnson, Hersteller des bisher einzigen zugelassenen Einmalimpfstoffs, kommt im Vergleich zum August 2020 auf ein Kursplus von mehr als 17 Prozent. Bei AstraZeneca ergibt sich im Jahresvergleich ein kleines Minus von rund 2,3 Prozent, seit Jahresbeginn summiert sich das Kursplus auf mehr als zehn Prozent, über fünf Jahre gesehen sogar ein satter Zuwachs von über 60 Prozent.
Wie tief ein hoffnungsvolles Unternehmen im Zusammenhang mit Covid-19-Impfstoffen an der Börse fallen kann, zeigte zuletzt allen voran das Beispiel Curevac. Als Mitte Juni vergleichsweise enttäuschende Daten zur Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffs veröffentlicht wurden, halbierte sich der Kurs binnen Stunden. Lag der Wert je Aktie am 7. Juni noch bei 125 US-Dollar sind es derzeit rund 62 Dollar.