Die Corona-Pandemie hat den österreichischen Schuldenstand auf ein Rekordniveau von fast 90 Prozent des BIP getrieben, gleichzeitig ist aber der Zinsaufwand erstmals in der Geschichte der Republik unter ein Prozent des BIP gesunken. Das bedeutet, dass sich Österreich seine Schuldenlast relativ günstig finanzieren kann, während andere Länder wie etwa Italien unter den hohen Zinskosten leiden.
Durch die gute Haushaltspolitik in den Jahren vor der Corona-Pandemie sei Österreich "gut gerüstet" gewesen und konnte sich am Kapitalmarkt "rasch und günstig refinanzieren". "Das ist nicht zuletzt auch der guten Arbeit der Bundesfinanzierungsagentur zu verdanken", sagte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bei einem Besuch in der OeBFA.
2019 lagen die Schulden bei 70 Prozent
In der Zeit vor der Covid-Krise konnte der öffentliche Schuldenstand von einem Höchststand von 85 Prozent des BIP im Jahr 2015 auf 70,5 Prozent im Jahr 2019 verringert werden. Dadurch habe sich der effektive Zinsaufwand - die realen Kosten der Schulden - stark verringert. Betrugen diese im Jahr 1995 noch 3,5 Prozent des BIP (nominell 6,2 Milliarden) so waren es Ende 2020 nur mehr 1,1 Prozent (nominell 4,0 Milliarden).
Mit der Corona-Krise erhöhte sich die Schuldenquote erneut und betrug Ende 2020 83,9 Prozent des BIP. Bevor ein kontinuierlicher Abbau der Schuldenquote eintreten kann, rechnet das Finanzministerium 2021 mit einer weiteren Erhöhung auf 89,6 Prozent des BIP, was einem neuen Höchststand entspricht.
Diese Entwicklung wird allerdings zu keiner Erhöhung des effektiven Zinsaufwandes führen. Im letzten Jahr hat sich dieser - trotz Krise - abermals verringert und betrug 1,06 Prozent des BIP. Für 2021 ergeben die Prognosen, dass sich der Zinsaufwand zum ersten Mal in der Geschichte der Republik auf unter ein Prozent des BIP verringert. Auch in den Folgejahren rechnet die OeBFA mit einer weiteren Verringerung - nominell sowie in Prozent des BIP.
Österreich gilt als "Top-Schuldner"
Dies untermauere das gute Standing von Österreich als Top-Schuldner in der EU und den ausgezeichneten Ruf bei Investoren - lediglich Deutschland, die Niederlande, Finnland, Luxemburg können sich günstiger finanzieren. Dennoch werde es notwendig sein in den kommenden Jahren den Weg der Konsolidierung einzuschlagen.
"In den kommenden Jahren werden wir auf unseren Weg der Konsolidierung zurückkehren. Günstige Konditionen bei der Finanzierung dürfen nicht als Freifahrtschein für neue Schulden gesehen werden, denn wir wollen auch in Zukunft für etwaige Krisen bestens gewappnet sein", erklärte Finanzminister Blümel in einer Mitteilung.