In Österreich herrscht derzeit Rekordbeschäftigung. Eine Berechnung der Agenda Austria zeigt jedoch: Der Anstieg der Beschäftigung ist seit den 1990er-Jahren fast ausschließlich auf den Anstieg der Teilzeitstellen zurückzuführen. Es gibt es aktuell um 150 Prozent mehr Arbeitsverhältnisse in Teilzeit als noch 1994. Die Anzahl der Vollzeitstellen ist seitdem de facto gleich geblieben.
Das hat mehrere Gründe. Die Nachfrage nach Teilzeitstellen ist ungebrochen hoch, die Kinderbetreuung spielt dabei eine wesentliche Rolle. "Vier von fünf Teilzeitstellen werden von Frauen besetzt“, sagt Ökonomin Heike Lehner, konkret 79 Prozent (in der Steiermark 80 Prozent, in Kärnten 83 Prozent). Während immer mehr Menschen in Teilzeit arbeiten, können derzeit 109.000 offene Stellen nicht besetzt werden – das ist der höchste Wert seit 1948.
"Das Geld soll dem Kind folgen"
Was tun? Die Agenda Austria schlägt einmal mehr den Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen vor. Zahlen aus 2019 zeigen, dass österreichweit nur 60 Prozent der Krabbelstuben und Kindergärten mehr als neun Stunden am Tag geöffnet sind, in der Steiermark sind es 48 Prozent, in Kärnten 63 Prozent.
Lehner begrüßt auch das Prinzip von Kinderbetreuungsgutscheinen, weil dann "das Geld dem Kind folgt". Prinzipiell solle aber weiterhin Wahlfreiheit gelten.
Der Katholische Familienverband hatte zuletzt Arbeitsminister Martin Kocher für dessen Aussage, er wolle Teilzeit unattraktiver machen, kritisiert. Teilzeit sei ein "Schlüssel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf". Kochers Intentionen seien "familienfeindlich", sagt der Präsident des Verbands, Alfred Trendl. Die Teilzeitquote von Frauen ist in Österreich mit 47 Prozent enorm hoch.