Im Kampf gegen den Lastwagenfahrermangel in Großbritannien öffnet der deutsche Diskonter-Riese Aldi (in Österreich: Hofer) die Brieftasche und erhöht die Löhne. Die Stundenlöhne liegen nun bei 14,15 bis 15,34 Pfund (16,6 bis 18 Euro), nachts bei 16,98 bis 18,41 Pfund. Eine weitere Lohnerhöhung steht bevor. Damit will Aldi verhindern, dass Fahrer inmitten in der von Brexit und Corona ausgelösten Versorgungskrise abgeworben werden
Auch Wettbewerber locken auf dem hart umkämpften Fahrermarkt mit Vorteilen. So verspricht Tesco jedem Lkw-Lenker, der vor Ende September einen Vertrag unterschreibt, einen Bonus von 1000 Pfund.
"Historischer Mangel"
Nach Schätzungen des Branchenverbands Road Haulage Association (RHA) fehlen landesweit 100.000 Fahrer. Der "historische" Mangel sei durch neue Brexit-Regeln wie neuerdings notwendiger Arbeitsvisa für EU-Bürger sowie die Pandemie befeuert worden. So hätten im vergangenen Jahr etwa 30.000 Lkw-Führerscheinprüfungen wegen Coronaregeln nicht abgenommen werden können. Zuletzt mussten sich viele Fahrer wegen Kontakts mit Corona-Infizierten selbst isolieren, landesweit blieben Supermarktregale leer. Doch schon zuvor hatten vergleichsweise niedrige Bezahlung und hohe Fortbildungskosten für Probleme gesorgt.
Der Milchriese Arla, der die führenden Supermärkte beliefert, musste vergangene Woche wegen des Fahrermangels 600 Lieferungen täglich absagen. "Die Lieferkette knarrt wie nie zuvor und behindert unsere Erholung von der Coronakrise", sagte Rod McKenzie vom RHA. Auch in Deutschland und anderen Ländern fehlen Zehntausende Lkw-Fahrer.