OMV-Generaldirektor Rainer Seele verabschiedet sich nach sechs Jahren an der Spitze des Konzerns mit Rekordergebnissen aus dem Öl-, Gas- und Chemieriesen. Im Halbjahr erzielte die OMV durch den höheren Ölpreis und bessere Chemie-Margen Rekordergebnisse.
Im ersten Halbjahr steigerte der Konzern sein Operatives Ergebnis vor um 157 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro und den Cashflow aus der Betriebstätigkeit um 171 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro. Das operative Konzernergebnis der Gruppe wuchs von im Vorjahresvergleich um 144 Millionen Euro auf 2,40 Milliarden Euro.
Die Akquisition der Borealis - der Anteil an dem Kunststoffriesen wurde im Herbst von 36 auf 75 Prozent aufgestockt - bereitet der OMV Freude.
"Keine Pandemie mehr zu sehen"
Die Chemie-Margen bei Ethylen und Propylen hätten schon gut das Vor-Covid-Niveau erreicht, "da ist keine Pandemie mehr zu sehen", so Seele. Die weitere Entwicklung hänge von den Rohstoffkosten ab. Profitieren könne man vom stärkeren Hygienebewusstsein, einer damit verbundenen hohen Nachfrage nach Verpackungen und den häufigeren Desinfizierungen (Ethylen, Ethanol), die für einen konstanten Absatz sorgen würden. Auch die Erholung am Bau wirke sich positiv aus, etwa weil Polystyrol stärker gefragt sei.
Die OMV profitiert auch von höheren Öl- und Gaspreisen. Die Umsatzerlöse des Konzerns lagen bis Juni mit 13,7 Milliarden Euro um 73 Prozent höher. Die Mitarbeiteranzahl wuchs um 21 Prozent auf 23.530.
Ihre Produktion erwartet die OMV für 2021 bei 480.000 Barrel Öl-Äquivalent pro Tag,abhängig von der Sicherheitslage in Libyen und durch Regierungen auferlegte Produktionskürzungen.
Zu grundlegenden strategischen Fragen will sich der scheidende OMV-Chef nicht mehr äußern, das sei Sache seines Nachfolgers. Aber etwa zum milliardenschweren Gasförderprojekt Neptun in Rumänien, zu dem eine finale Invest-Entscheidung noch aussteht, betont Seele, dass dies für die zur OMV gehörende Petrom und deren Zukunftsperspektive wohl von großer Bedeutung wäre, "wichtiger denn je".
"Nicht nur grün, sondern auch blau"
Zum Wasserstoff-Thema betont der OMV-Chefdie Wichtigkeit einer Technologieoffenheit: "Legt euch bei Wasserstoff nicht auf eine Farbe fest. Wasserstoff muss nicht nur grün sein, er kann auch blau sein." Er sei ein strenger Befürworter, Erdgas weiter zu nutzen für die Erzeugung von blauem Wasserstoff. Viele Länder würden schon mit blauem Wasserstoff arbeiten, etwa Norwegen.
In Schwechat wolle man 2023 in die Erzeugung von grünem Wasserstoff gehen, auch in Richtung alternative Treib- und Rohstoffe denke die OMV nach: "Wir werden Biodiesel und Biokraftstoffe herstellen und auch ins Re-Oil-Verfahren investieren, wo wir Öl durch Abfall-Kunststoffe ersetzen, für die Verwendung im Transportsektor oder in der Chemie-Wertschöpfungskette." Die Erwartung in einen rein grünen Wasserstoff müsse man aber etwas dämpfen, denn woher solle all der Strom dafür kommen. Aus diesem Grund habe der Stromkonzern Verbund von der OMV die 51-Prozent-Mehrheit an der Pipelinegesellschaft Gas Connect Austria (GCA) erworben - mit der ganz klaren Vision, über dieses Leitungsnetz auch Wasserstoff zu transportieren.