Österreicher gelten als Morgenmenschen. Wichtiger Teil dieser Kultur ist der frühe Griff zur Kaffeetasse. Eine krisenfeste Gewohnheit, wie man mittlerweile weiß. 3,7 Milliarden Euro wird der Kaffeeumsatz in Österreich heuer betragen, nach 3,1 Milliarden im Vorjahr. Ein Plus von 19,5 Prozent. Bis 2025 wird gar mit einem Marktvolumen von 4,8 Milliarden Euro gerechnet, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 6,7 Prozent entspricht. Pro Kopf und Jahr trinken Österreicherinnen und Österreicher mehr als 162 Liter Kaffee, die meisten Menschen bringen es am Tag auf zwei bis drei Tassen oder Häferl.

Bald, so viel ist sicher, wird dieser Genuss wieder teuer. Wetterkapriolen haben den weltgrößten Kaffeeproduzenten Brasilien hart getroffen und lassen die Preise der Bohnen drastisch steigen. Arabica-Kaffee kostet zurzeit so viel wie seit 2014 nicht, seit Jänner ist der Preis um 60 Prozent in die Höhe geschnellt. Auch der Preis für Robusta-Kaffee – der unter anderem für Instant-Granulat genutzt und hauptsächlich in Asien angebaut wird – erlebte im bisherigen Jahresverlauf einen Preisanstieg von fast 40 Prozent. Neben den brasilianischen Wetterkapriolen wirken sich auch im Zuge der Coronakrise gestiegene Transportkosten, eine besonders stark anziehende Nachfrage und politische Unruhe im wichtigen Anbauland Kolumbien stark auf die Preise aus.

Preise steigen bei Kapseln nicht so stark

An die Verbraucher werden die steigenden Preise nur langsam weitergegeben. „Die Röster nutzen den für den späteren Handel vorgesehenen Preis, um sich gegen kurzfristige Steigerungen abzusichern“, heißt es etwa von Rabobank-Analyst Carlos Mera. Normalerweise dauere es drei bis neun Monate, bis die Auswirkungen im Einzelhandel zu spüren seien.

Jedenfalls würden „die Produkte, in denen der Rohkaffee einen hohen Preisanteil hat, etwa Mahlkaffee, werden einen viel größeren Preisanstieg haben als Gastronomieprodukte und Kaffeekapseln“, erklärt Kaffee-Experte Jan Lühmann (JL Coffee Consulting). Bei Eduscho Austria will man das auf Nachfrage nicht bestätigen. Überhaupt möchte man dort zu möglichen Preissteigerungen nichts sagen. Das Unternehmen lässt nur wissen, dass man Arabica-Kaffee nicht nur aus Brasilien, sondern auch aus Äthiopien, Kolumbien, Guatemala, Honduras, Kenia und Tansania beziehe.

Erhöhung folgt auf jahrelange Preissenkungen

„Eigentlich bräuchten wir diese Preise andauernd“, bringt indes Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner eine weitere Perspektive ein. In den letzten Jahren nämlich sei der Kaffeepreise „viel zu niedrig“ gewesen, Kaffeebauern hätten darunter massiv gelitten. So kostete der Sack Arabica 2011 noch mehr als 300 US-Dollar – jetzt liegt man selbst nach den starken Preissteigerungen erst bei knapp 200 Dollar. „Wir sind deutlich von Höchstständen entfernt“, sagt Kirner, der mit Fairtrade in Österreich neun Prozent des Kaffee-Marktes bespielt. Bohnen aus Brasilien sind dabei übrigens in der Unterzahl. „Wir zertifizieren keinen Plantagen-Kaffee“, sagt Kirner. Und dieser würde in Brasilien mit Abstand die meiste Menge ausmachen.