Der weltweite Chipmangel und Engpässe bei Rohstoffen haben Tesla nicht ausgebremst. Der E-Auto-Pionier übertraf im zweiten Quartal bei Gewinn und Umsatz die Expertenerwartungen. Angesichts der weltweiten Rekordnachfrage nach Fahrzeugen "wird die Versorgung mit Bauteilen im restlichen Jahr stark die Wachstumsgeschwindigkeit unserer Auslieferungen beeinflussen", teilte der US-Konzern allerdings am Montag nach US-Börsenschluss mit.
Man liege im Plan, um in diesem Jahr die ersten Model Y in Grünheide bei Berlin und Texas zu fertigen, heißt es in der Mitteilung. Noch heuer sollen dort demnach die ersten E-Autos vom Band laufen. Angesichts verschiedener Hürden und Unstimmigkeiten auf bürokratischer Ebene war die Ungewissheit hinsichtlich des Zeitplans in den vergangenen Monaten gestiegen. Allerdings verschob Tesla die Auslieferung des "Semi Truck" auf 2022, "um sich besser auf diese Fabriken konzentrieren zu können", hieß es. Die Tesla-Aktie stieg nachbörslich um 1,3 Prozent.
Tesla hatte die Absatzzahlen für das zweite Quartal bereits Anfang Juli bekannt gegeben. Mit gut 200.000 Fahrzeugen lieferte der Konzern so viele aus wie noch nie und erfüllte damit grob die Erwartungen der Experten. Nun gab Tesla einen Umsatz von knapp zwölf Milliarden Dollar (10,2 Milliarden Euro) bekannt, nach etwa sechs Milliarden im Vorjahreszeitraum. Von Refinitiv befragte Analysten hatten 11,3 Milliarden vorhergesagt. Der Nettogewinn (GAAP) betrug 1,14 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie ohne Sonderposten lag bei 1,45 Dollar, deutlich über den Vorhersagen von 98 Cent. Durch den Verkauf von Emissionsrechten an andere Autobauer nahm Tesla 354 Millionen Dollar ein, ein Rückgang von 17 Prozent.
Bitcoin: Kaum Verluste
Der US-Konzern verbuchte zudem eine Abschreibung von 23 Millionen Dollar im Zusammenhang mit seinen Bitcoin-Beständen. Tesla hatte im Februar eine Investition von 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin bekanntgegeben. In den folgenden Wochen war spekuliert worden, welche Folgen der vergleichsweise volatile Bitcoin-Kurs für Tesla haben würde. Die Kursschwankungen wurden auch von Tesla-Chef Elon Musk selbst angeheizt, der Bitcoin zunächst als Zahlungsmittel für E-Autos akzeptierte, dann aber unter Hinweis auf den Energieverbrauch für die Herstellung zurückruderte. Vergangene Woche vollzog er eine erneute Kehrtwende: Sein Konzern werde die Cyber-Devise "sehr wahrscheinlich" wieder akzeptieren.
Tesla wird an der Börse weniger wie ein Autobauer bewertet, sondern eher nach den Kriterien großer Tech-Konzerne. "Wir sehen Tesla als ein innovatives Wachstumsunternehmen in einer noch recht frühen Phase, das nicht nur seinen eigenen Markt grundlegend verändert, sondern auch angrenzende Märkte beeinflusst", sagte Portfoliomanager Keith Lee vom Vermögensverwalter American Century Investments. Damit dürfte das Ergebnis den Ton setzen für die mit Spannung am Dienstag erwarteten Geschäftszahlen von Apple, Microsoft und Alphabet.