Vorigen Samstag früh haben unbekannte Hacker die IT-Systeme der steirischen Sattler Group lahmgelegt. Seither stehen im Unternehmen die Produktion, die Auftragsannahme und die Auslieferung quasi still. Das Unternehmen selbst nicht. Es wird fieberhaft versucht, die Kontrolle zurückzuerlangen. Bislang jedoch ohne Erfolg. Es ist ein Wettlauf, denn mit jedem Tag steigt der durch den Ausfall entstehende Schaden. Zudem sieht sich die Sattler Group mit Lösegeldforderungen konfrontiert. Über die Höhe will Vorstandschef Alexander Tessmar-Pfohl freilich nicht sprechen.
Sattler zählt zu den Aushängeschildern der steirischen Industrie. Erst im Juni wurde das Unternehmen mit weltweit 650 Beschäftigten, Sitz ist in Gössendorf, mit dem steirischen Exportpreis in der Kategorie Großunternehmen ausgezeichnet. Die Exportquote beträgt 92 Prozent, bei Markisen und Stoffen für Gartenmöbel ist die Gruppe weltweit führend. Bei Lkw-Planenstoffen und textilen Überdachungen zählt man zu den besten fünf in Europa. Jährlich werden rund 25 Millionen Quadratmeter Gewebe für den Weltmarkt erzeugt.
"Hohe Vorkehrungen"
Wie lange der Ausfall nun andauert, ist noch unklar. Tessmar-Pfohl hoffte am Donnerstag, dass im Laufe der kommenden Woche wieder ein eingeschränkter Betrieb aufgenommen werden könne. Dabei, so betont das Unternehmen, sei man auf einen Angriff vorbereitet gewesen. Sofort hätte eine „Taskforce aus internen und externen IT-Experten und Forensikern“ sich daran gemacht, die Störungen zu beheben.
Bis dato wisse man aber nicht, so Tessmar-Pfohl zur Kleinen Zeitung, wie der Angriff erfolgt sei. „Wir sind am Analysieren, die Systeme sind am Boden. Es schmerzt jedenfalls, denn für ein Unternehmen unserer Größe haben wir überdurchschnittlich hohe Vorkehrungen getroffen.“ Das Ausmaß des Schadens sei noch nicht absehbar, die Höhe werde jedoch „maßgeblich“ sein, so der Vorstandschef des Familienunternehmens in fünfter Generation.
Serie von Angriffen
Die Sattler Gruppe habe die Datenschutzbehörde und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. „Aktuell gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Daten oder E-Mail-Systeme unserer Kunden oder Geschäftspartner kompromittiert worden sind“, hält Tessmar-Pfohl fest.
Der Angriff auf Sattler reiht sich ein in eine Serie. Zuletzt wurden die Salzburgmilch, der Fertigungsspezialist Alba in Radstadt und der Auftragsfertiger Schwing im Kärntner Lavanttal Opfer von Hackern. Der Kranhersteller Palfinger war zu Beginn des Jahres zehn Tage außer Gefecht. Laut Studie von KPMG seien bereits 60 Prozent der Unternehmen in Österreich Ziel von Cyberkriminellen gewesen.