Transport und Zustellung von Waren und Gütern folgen einem eingefahrenen Muster, jahrzehntelang nicht hinterfragt. Ob große oder kleine Distanzen, einzelne Dienstleister bringen sie von A nach B – und bis vor die Wohnungstür. Geht das auch anders? Ist es möglich und sinnvoll, dass Zusteller, auch wenn sie Konkurrenten sind, zum Beispiel auf der letzten Meile kooperieren, um Wege, Kosten und schädliche Emissionen zu sparen?
Diese (und andere) Fragen stellt sich das Leitprojekt „PhysICAL“ unter Federführung der Fraunhofer Austria Research. Mit 17 Partnern will man die Grundlagen für eine Umsetzung des „Physical Internet“ in Österreich und eine effizientere Transportlogistik schaffen.
Es wäre eine Revolution
Übersetzt: In Zukunft soll es fragmentierte, von Anbietern und Verkehrsträgern unabhängige Transporte geben. „Intelligente Behälter“ (mit Gütern) würden sich demnach automatisch den effizientesten Weg durch Transportnetzwerke suchen. Die Voraussetzung dafür sind offene IT-Lösungen, gemeinsame Plattformen und das gemeinsame Nutzen von Lagerflächen und Transporten. Das käme freilich einer Revolution auf dem Paket- und Transportmarkt gleich.
„Die prozessualen Hürden sind nicht das Problem. Die Frage ist, holt man alle beteiligten Unternehmen in ein Boot“, erklärt Gerald Floss von Niceshops. Das steirische Unternehmen ist einer der 17 Partner des Projekts und deckt mit seinem Know-how die Rolle des Onlinehändlers ab. Mit mehr als 40 Shopportalen und täglich 20.000 Paketen ist Niceshops in Saaz Österreichs größter Onlinehändler. Weitere Partner aus der Steiermark sind das Cargo Center Graz, die Technische Universität, Prime Mobility und die Steiermarkbahn.
Gelingt die Umsetzung (das Pilotprojekt geht bis 2023) wäre statt vielen Paketdiensten auf der letzten Meile eine neutrale Flotte unterwegs. Die Effizienz soll um ein Drittel erhöht werden, der urbane Raum entlastet.In Graz läuft mit „GrazLog“ ein ebensolches Projekt. Angesichts des stark steigenden Onlinegeschäfts wohl mehr Notwendigkeit als Alternative.