Sie identifizieren Stromfresser im Haushalt, ermöglichen durch genaue Verbrauchsprognosen eine intelligente Netzsteuerung, sind die Basis von Energiegemeinschaften und bieten den Kunden die Möglichkeit, den Verbrauch auch aus der Ferne zu überwachen: Smart Meter gelten als zentraler Baustein für moderne Stromnetze. Deshalb sollten in Österreich auch bereits mehr als 80 Prozent der Haushalte mit den intelligenten Stromzählern ausgerüstet sein.

Die Realität ist allerdings eine andere. In Österreich waren Ende 2020 gerade einmal 31 Prozent der Stromzähler umgestellt. Ein Umstand, der die Regierung zum Handeln zwingt. Die "Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung" wird geändert - mit deutlich bescheideneren Zielen. Statt 80 Prozent Ausrollung 2020 begnügt man sich nun mit 40 Prozent bis Ende 2022. Bis 2024 sollen dann 95 Prozent aller Stromzähler "smart" sein - aber nur, wenn das wirtschaftlich und technisch machbar ist.

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass dieses Ziel nach hinten verschoben wird, erklärt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand des Stromregulators E-Control. Er ist aber zuversichtlich, dass das neue Ziel mit 2024 halten werde. Dafür sorge auch das novellierte Gesetz für erneuerbare Energie. "Wer eine Fotovoltaik-Anlage hat, kann mit Nachbarn eine Energiegemeinschaft gründen." In dieser könne der Strom dann direkt verkauft werden, ohne Netzbetreiber dazwischen. "Das geht aber nur mit Smart Meter", erklärt der E-Control-Vorstand. Und mit dem neuen Gesetz werden auch die Verbraucherrechte gestärkt. Ein Kunde, der einen Smart Meter haben will, muss diesen vom Netzbetreiber innerhalb von zwei Monaten bekommen. 

Steiermark will aufholen

Während Bundesländer wie Oberösterreich oder dem Burgenland die Vorgaben ganz oder fast erfüllen, sehen die Zahlen für die Steiermark ernüchternd aus. Laut E-Control liegen die Energienetze Graz bei 14,2 Prozent, die Energienetze Steiermark bei 8,4 Prozent. Wobei Urbantschitsch den 26 steirischen Stromversorgern zugutehält, dass eine gemeinsame Ausschreibung gelungen ist.

"Wir installieren derzeit rund 500 bis 1000 Geräte am Tag", erklärt Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark. Derzeit stehe man bei rund 200.000 Smart Meter von insgesamt 950.000 Zählern.  Für die Verzögerung gäbe es mehrere Gründe. So wurde die Einführung der intelligenten Zähler zwar bereits 2009 in der EU beschlossen, die technischen Spezifikationen seien allerdings später gekommen. Außerdem gäbe es nur wenige Hersteller und auch die anderen europäische Stromversorger brauchen die Geräte. Man müsse auch beachten, dass die Steiermark mit den Bergen und Tälern topografisch nicht mit Bundesländern wie Wien oder dem Burgenland vergleichbar sei.

Von den Kunden erlebe man durchaus positive Rückmeldungen, sagt Harnik-Lauris. "Nur 1,7 Prozent haben die Möglichkeit des Opt-out genutzt und geben keine Verbrauchsdaten preis." Bis 2024 werde man die Ausrollung schaffen, ist Harnik-Lauris überzeugt.

"Nehmen Tempo und Druck heraus"

"Diese Streckung betrifft uns überhaupt nicht", sagt Erwin Smole Vorstand von den Stadtwerken Klagenfurt und Geschäftsführer der Energie Klagenfurt. Bisher wurden laut Smole 69 Prozent der Zähler in Klagenfurt auf Smart Meter umgerüstet, laut E-Control waren es mit Jahresende 2020 56,2 Prozent. Die zeitliche Streckung nutze man nun, um bei der Ausrollung "Druck und Tempo herauszunehmen und eine Schleife zur Qualitätssicherung einzuziehen". Einen Grund für die Verzögerungen ortet Smole in der "doch größeren Herausforderung bei der Zähleinführung". Problematisch sei vor allem die Datenkommunikation beim Erreichen entlegener Ortschaften. Aber auch in der Stadt sei es schwierig, verwinkelte Wohnungen zu erreichen. "Wir setzen daher auf die Datenübertragung über die Stromleitung und machen so wenig wie möglich über Funk."

Gerald Obernosterer, Leiter des Netzmanagements bei der Kärnten Netz der Kelag (KNG), nennt Lieferverzögerungen der Industrie als einen Grund, dass sich die Ausrollung nach hinten verschiebt. Im Netzbereich der Kelag wurden 195.000 Zähler installiert, rund zwei Drittel der Abnehmer. Ende Juli 2020 weist die E-Control 50,7 Prozent "voll funktionsfähige" Smart Meter im Bereich der Kärnten Netz aus. Obernosterer: "Das Ziel von 95 Prozent bis 2024 werden wir jedenfalls erfüllen." Die Opt-out-Rate - also die Verweigerung intelligenter Smart Meter-Funktionen - liege konstant bei rund drei Prozent, deutlich steigend sei hingegen die Zahl derer, die ihren Stromverbrauch im 15-Minuten-Takt wissen wollen: "Diese ging von ein auf sieben Prozent nach oben", sagt Obernosterer. Der Grund: "Viele erzeugen über Fotovoltaik Strom und benötigen die Daten."