Wegen der weltweiten Lieferengpässe bei Halbleitern hat der deutsche Autobauer Daimler die Produktion im Werk Sindelfingen erneut ausgesetzt. Das gelte auch für die kommende Woche, teilte eine Sprecherin des Unternehmens am Freitag mit. In Bremen, Rastatt und Kecskemét (Ungarn) laufe die Produktion aber weiter. Einige Beschäftigte gingen in Kurzarbeit. Zuvor hatten "Stuttgarter Nachrichten" und "Stuttgarter Zeitung" darüber berichtet.
In den vergangenen Wochen hatte es auch an anderen Werken und bei anderen Autoherstellern immer wieder Engpässe und vorübergehende Produktionsstopps gegeben. "Eine Prognose, wann sich der Engpass im Laufe des Jahres auflösen wird, ist derzeit nicht möglich", erklärte die Sprecherin. "Die Situation ist weiterhin volatil. Wir fahren auf Sicht."
Von "Electric first" zu "Electric only"
Indes wurde heute, Freitag, spruchreif, dass Daimler früher als geplant komplett auf Verbrenner verzichten könnte. Die "Automobilwoche" zitierte einen "hochrangigen Manager" des Autobauers: "Wir wechseln von EV first zu EV only." EV heißt Electric Vehicle. Bisher wollte der Mercedes-Hersteller bis 2030 erreichen, dass die Hälfte aller verkauften Autos elektrisch oder Plug-in-Hybride sind. Details der neuen Strategie wolle Daimler auf einem Strategietag am 22. Juli verkünden, berichtete die "Automobilwoche".
Die EU-Kommission will sich am Mittwoch zu den künftigen Klimaschutzauflagen für die Autoindustrie äußern. Erwartet wird nach übereinstimmenden Angaben aus Brüsseler Quellen, dass die Kommission die Fahrzeugemissionen ab dem Jahr 2035 auf null drücken will. Das wäre dann für alle Konzerne das voraussichtliche Stichdatum zum Umstieg auf die Elektromobilität.
Opel hatte am Donnerstag angekündigt, die Marke werde ab 2028 vollständig auf Elektromobilität umgestellt. Die Volkswagen-Tochter Audi will bis zum Jahr 2033 keine Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb mehr herstellen. VW-Chef Herbert Diess erwartet, dass 2030 in Europa rund 60 Prozent der verkauften VW-Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden.