Nach zwei Anläufen wird der Vertrag von VW-Konzernchef Herbert Diess (62) jetzt doch vorzeitig verlängert. Das wurde am Freitagabend nach Beratungen des Aufsichtsrates bekannt. Der Topmanager solle einen neuen Vertrag über rund vier weitere Jahre erhalten, hieß es aus dem Kontrollgremium.
Bisher war Diess bis zum Frühjahr 2023 als Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Autobauers bestellt. Formal handelt es sich jetzt um einen neuen Kontrakt, der bis zum Oktober 2025 laufen soll und zum jetzigen Zeitpunkt viele Beobachter überrascht.
Diess hatte bereits zweimal im vergangenen Jahr einen Vorstoß zu einer vorzeitigen Verlängerung seines bis 2023 laufenden Vertrags unternommen. Dagegen stemmte sich der frühere VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Zwischen Diess und den Arbeitnehmervertretern kam es mehrfach zu Konflikten über das vom Konzernchef forcierte Tempo beim Umschwung des Autoherstellers zu Elektromobilität. Denn das geht mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen einher. Mittlerweile hat Osterloh aber die Seiten gewechselt und ist Personalvorstand bei der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton. Doch auch die Eignerfamilien Porsche und Piech verhielten sich in der Vergangenheit reserviert zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung, obwohl sie Diess' Pläne prinzipiell unterstützen, wie Insider sagten.
Seit April 2018 an der Konzernspitze
Mit einer Verlängerung bis 2025 in der Tasche kann Diess die Weichen stellen für den Weg des weltweit zweitgrößten Autokonzerns zu CO2-neutralen Produkten und Produktion. Der ehemalige BMW-Manager war Mitte 2015 - wenige Monate vor Bekanntwerden des VW-Dieselskandals - als Chef der Hauptmarke VW nach Wolfsburg gewechselt. Schon damals zog er wegen seines forschen Auftretens und seines Tempos bei Veränderungen Kritik auf sich. Im April 2018 rückte Diess an die Konzernspitze. Er machte gleich klar, dass er die aus seiner Sicht verkrusteten Strukturen aufbrechen und Volkswagen flexibler machen wolle, um es mit dem US-Elektroautopionier Tesla aufzunehmen.