Obwohl heimische Gastronomen aufgrund der jüngsten Lockerungen wieder aufatmen können, kam sie die Coronakrise teuer zu stehen. So entgingen der Gastronomie im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 insgesamt rund 9 Milliarden Euro, wie der Standortberater Regioplan am Donnerstag in einer Presseaussendung mitteilte.
Betrugen die Umsätze in Gastronomiebetrieben 2019 noch rund 12 Milliarden Euro, sanken diese im Krisenjahr 2020 um 4,4 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro, was einem Umsatzrückgang von rund 37 Prozent entspricht. Die Aussichten für 2021 sind laut Regioplan ähnlich trüb. Im ersten Halbjahr seien die Umsätze um 4,6 Milliarden Euro eingebrochen. Die Umsatzrückeinbußen trafen allerdings nicht alle Bereiche der Gastronomiebranche gleich stark. Während Nachtgastronomie und Berghütten oftmals Totalausfälle zu verzeichnen hatten, spürten beispielsweise Cateringunternehmen für Gesundheitseinrichtungen laut dem Standortberater keine Umsatzverluste.
Übrigens: In die Erhebung sind sämtliche von der Regierung aufgelegte Bonus-Programme nicht eingeflossen. Und damit auch nicht jenes Geld, das die Gastronomen als Ersatz für ausgefallene Umsätze bekamen.
2022: Regioplan rechnet mit 1400 Insolvenzen
Staatliche Förderungen und die temporären Änderungen im Insolvenzrecht zeichnen auch dafür verantwortlich, dass die Insolvenzen in der Gastronomie sich im Jahr 2020 auf 360 halbierten. Regioplan rechnet daher mit einem "Nachholen" und rund 1.400 Insolvenzen in der Gastronomie und Beherbergung im Jahr 2022.
Profitiert hätten im vergangenen Jahr vor allem Zustelldienste. Deren Bedeutung werde in den kommenden Monaten weiter zunehmen, unter anderem auch durch den Ausbau von "Geisterküchen". Dabei handelt es sich um virtuelle Restaurantmarken, die von Lieferdiensten entwickelt und an Lokale vergeben werden. Eine Pizzeria kann damit beispielsweise neben ihren eigenen Gerichten auch Burger oder Burritos anbieten - unter einem anderen Namen. Damit übernähmen die Zustelldienste nicht wie bisher lediglich die Logistik für die Gastronomie, sondern würden zu tatsächlichen Mitbewerbern in der Branche, so Regioplan. Der Lieferdienst Mjam kündigte im Februar an, im Jahr 2021 mehrere hundert solcher "Ghost Kitchens" im ganzen Land zu errichten.