Siemens hat einen Großauftrag über 3,4 Milliarden Dollar (2,87 Milliarden Euro) vom US-Bahnbetreiber Amtrak an Land gezogen. Die Order über 73 Züge und deren Wartung sei die größte, den die Siemens-Bahntechnik-Sparte Mobility jemals in Nordamerika bekommen habe, teilte der Münchner Technologiekonzern am Mittwoch mit. Die Züge werden zwischen 2024 und 2030 ausgeliefert. Sie sollen die 40 bis 50 Jahre alte bestehende Flotte ersetzen und primär im Nordosten der USA eingesetzt werden.
Amtrak - offiziell National Railroad Passenger Corporation - kann darüber hinaus bis zu 140 weitere Züge bei Siemens ordern, womit sich der Wert des Auftrags in etwa verdreifachen würde.
Gebaut werden die Züge im Siemens-Werk im kalifornischen Sacramento, wo 2100 Menschen arbeiten. Siemens ist mit einem Marktanteil von rund 16 Prozent einer der größten Lieferanten von Loks, Reisezügen, Stadtbahnen und Zug-Infrastruktur in USA.
Enormes Potenzial für Hochgeschwindigkeitszüge
"Das ist der eindrucksvolle Beweis dafür, dass Covid den Trend zu nachhaltigem Transport nicht bremst, sondern (...) die Verkehrswende auch in den USA gewollt und staatlich unterstützt wird", sagte der Chef von Siemens Mobility, Michael Peter, der Nachrichtenagentur Reuters. "Dabei fällt dieser Auftrag nicht unter die Stimulus-Programme nach der Corona-Pandemie." Ein Teil des Geldes für die neuen Züge kommt trotzdem vom amerikanischen Staat. Amtrak ist formal im Privatbesitz, wird aber staatlich gefördert. Der Bahnbetreiber bezifferte sein Investment in neue Ausrüstung auf insgesamt 7,3 Milliarden Dollar.
Gerade für Hochgeschwindigkeitszüge gebe es in den USA ein enormes Potenzial, sagte Peter. Wenn sie die Metropolen an der Ostküste oder an der Westküste miteinander verbinden, ließen sich damit Flüge einsparen. Amtrak hoffe, durch die schnelleren Züge und die damit verkürzten Reisezeiten 1,5 Millionen Reisende pro Jahr zusätzlich zu gewinnen. 50 der bestellten Loks haben einen "Zweikraftantrieb", lassen sich also wahlweise elektrisch über die Oberleitung oder mit Diesel betreiben. 15 verfügen über einen Hybridantrieb mit Batterien.
Wie profitabel der Milliardenauftrag ist, sagte Peter nicht. Siemens Mobility hat gerade die Ziele nach oben geschraubt. Der Umsatz soll in den nächsten Jahren im Schnitt um fünf bis acht Prozent wachsen, die operative Rendite soll dabei zwischen zehn und 13 (bisher neun bis zwölf) Prozent liegen. Die französische Alstom, auch in den USA der schärfste Konkurrent von Siemens, kämpft dagegen nach der Übernahme der kanadischen Bombardier mit Altlasten aus deren defizitären Großprojekten.