Der Holzbau boomt, die Auftragslage ist gut, trotzdem müssen laufend Projekte verschoben oder abgesagt werden, und die rund 2200 Holzbauunternehmen in Österreich fürchten zunehmend um ihre Existenz. Das Problem: "Obwohl das Holz bei uns vor der Haustüre wächst, gibt es zu wenig davon für uns, und die Preise steigen immer weiter", sagt Gerhard Kast, Obmann von Holzbau Austria und Inhaber von Holzbau Kast in Gols.
Der Grund dafür sei, dass Holz in großen Mengen und nicht gerade klimafreundlich unter anderem in die USA verschifft werde. Und weil als Konsequenz für die Holzbaubetriebe in Österreich zu wenig Holz da sei, gebe es seit Monaten weder Planungs- noch Preissicherheit in der Branche. Mit der Konsequenz, dass die Kunden vom nachhaltigen Rohstoff Holz zu anderen Rohstoffen wie Beton wechseln, ärgert sich Kast.
"Wir verlieren täglich Kunden"
"Wir verlieren täglich Kunden, weil Projekte aufgrund der Rohstoffknappheit zu lange dauern, und weil Preise nicht kalkulierbar sind", sagt Engelbert Schrempf, Mitglied der Geschäftsführung von Holzbau Austria und Inhaber von Holzbau Schrempf in Schladming.
Ein Einfamilienhausbau brauche von der Planung bis zur Fertigstellung ein bis zwei Jahre, bei öffentlichen Bauten wie Schulen oder Kindergärten seien es sogar drei bis fünf Jahre. Und während die Holzbaubetriebe einerseits bei laufenden Projekten Pönale zu zahlen hätten, weil sich die Fertigstellung aufgrund des nicht vorhandenen Materials verzögere, seien den Kunden neue Projekte aufgrund der aktuellen Preise zu teurer und zu wenig kalkulierbar.
20 Prozent höhere Kosten bei Einfamilienhäusern
Schrempf rechnet anhand einer 80-Quadratmeter-Wohnung vor, wie sich die Preissteigerungen konkret auswirken. So würden die Holzbaubetriebe derzeit für Konstruktionsvollholz im Einkauf um 300 Prozent mehr zahlen. Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung würde der Kunde dann rund 25.000 Euro mehr berappen. Bei einem Haus wäre der Wert noch einmal deutlich höher. "Viele junge Familien können sich das Haus in Holzbauweise dann einfach nicht mehr leisten", sagt er.
"Bei mir im Betrieb war gerade erst eine Familie, die ein bereits geplantes und ausfinanziertes Projekt abgesagt hat, weil plötzlich um 20 Prozent höhere Kosten auf sie zugekommen wären. Wir kalkulieren ja derzeit mit Tagespreisen", erklärt Holzbaumeisterin Gabriele König, die einen Betrieb in der Nähe von Graz führt. Wenn es so weitergehe, sei eine ganze Branche und damit auch 16.000 Arbeitsplätze gefährdet.
"Fordern eine faire und transparente Verteilung"
"Wir fordern eine faire und transparente Verteilung der Ressource Holz in Österreich", sagt König. Und nicht nur das. Holzbau Austria startet auch eine öffentliche Petition und hofft auf Unterstützung der Bevölkerung, so Siegfried Kohler vom Strategieteam. Derzeit sei man nicht einmal in der Lage, verbindliche Angebote zu machen. Die Forderung von Holzbau Austria: 1,5 Millionen Kubikmeter Holz zu fairen Preisen aus den heimischen Wäldern - ein Holzdeal.
Aber wer soll handeln?Denn die Forstwirte, die am Beginn der Wertschöpfungskette stehen, beklagen zu niedrige Preise für ihr Holz zu bekommen. Den Holzbauunternehmen sind sie zu hoch. Irgendwo dazwischen, unter anderem bei der Industrie, wie vielfach kritisiert wird, müssen dann wohl die enormen Preissteigerungen liegen.
Das Setzen von Handlungen erwarten sich die 2200 Holzbaubetriebe von der Bundesregierung. Sie soll, so die Ansicht von Kohler, als Mediator auftreten, damit die Industrie Holz zu fairen Preisen zur Verfügung stelle. Schreiben in dem Zusammenhang an Ministerien seien bisher nicht zufriedenstellend gewesen.
Astrid Jäger