Drei bis vier AUA-Flieger pro Woche, die von Klagenfurt in Richtung Wien abheben. Was bis vor wenigen Jahren noch Standard war, davon ist man heute meilenweit entfernt. Drei Flüge pro Woche, ab Juli eventuell bis zu fünf pro Woche ist der Status quo - und das am Nachmittag. Für Geschäftsreisende, die Termine wahrzunehmen haben, völlig uninteressant. Und die Alternative? Ins Auto oder in den Zug setzen, oder privat einen Flieger chartern. Wählt man letztere Variante, hat man aktuell abgesehen von den Kosten aber noch ein weiteres Problem: Lilihill, Mehrheitseigentümer des Flughafens, holt zwar Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück, die Betriebszeiten – derzeit von 8 bis 18 Uhr – werden aber nicht ausgeweitet. Da wird es mit Wien-Terminen in der Früh eng.
Es sieht so gar nicht danach aus, als würde sich Mehrheitseigentümer Lilihill bemühen, den verschlafenen Flughafen wieder zum Abheben zu bringen. Die Pandemie kann als Argument wohl langsam nicht mehr herhalten. Die Bevölkerung hat wieder die Reiselust entdeckt, die Reisebüros werden gestürmt. Am Klagenfurter Flughafen stürmt es auch, aber nur in der Diskussion, wie es mit dem Airport weitergehen soll. „Wird nicht ehebaldigst investiert, stellt sich die Frage der Schließung“, sagt Landesrechnungshof-Chef Günter Bauer. Investitionen bzw. bisher nicht getätigte obwohl von Lilihill versprochene Investitionen, die derzeit Streitpunkt zwischen dem Land Kärnten und Lilihill sind. Und die von Lilihill angestrebte Anteilserhöhung von 74,9 auf 99,9 Prozent.
Denn nicht nur viele unserer Leser bezweifeln in Leserbriefen, dass Lilihill bei einer Anteilserhöhung plötzlich für den Flughafen in die Investitionskiste greifen wird, auch Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) tut das. Und will aus gutem Grund nicht das gesamte Mitspracherecht des Landes aus der Hand geben. Hätte er der Anteilserhöhung unter den Bedingungen des Investors zugestimmt, hätte die öffentliche Hand weder etwas dagegen unternehmen können, ganz hinausgedrängt zu werden, noch die Möglichkeit, Lilihill an Grundstücksverkäufen rund um den Flughafen zu hindern. Und schließlich ist es ein Immobilienentwickler, bei dem, wie es scheint, ein funktionierender Flughafen bisher offenbar keine Priorität hatte. Das zeigt schon der aktuelle Umgang mit den eingeschränkten Betriebszeiten.
Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) wiederum, der ebenfalls Eigentümervertreter am Flughafen ist, hat bisher nicht kommuniziert, ob er die vom Investor gestellten Bedingungen als Vertreter der Klagenfurter Bevölkerung akzeptieren will, oder nicht. Er zieht es vor, sich in die „Vermittlerrolle“ zu flüchten. Ist ja auch bedeutend einfacher, als Entscheidungen zu treffen, für die man am Ende gerade stehen muss.
Damit steht Beteiligungsreferent Gruber derzeit eher alleine da. Denn die Wirtschaftspartei ÖVP bekommt auch keine offizielle Unterstützung seitens der Wirtschaft und Industrie. Spielen der Flughafen und der Stillstand dort für die Kärntner Betriebe keine Rolle mehr? Oder sehen sich die Vertreter auch lieber in der Vermittlerrolle, für die man am Ende keine Konsequenzen zu fürchten hat? Denn die Verantwortung, wie praktisch, tragen dann ja andere.
Astrid Jäger