"Hightech-Labor“, „Technologie-Spielwiese“, „Innovationstreiber“ – die Zuschreibungen für die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1, sind vielfältig. Vor allem bringen sie aber eines zum Ausdruck: In Sachen Forschung und Entwicklung bieten die Teams und ihr Umfeld enorme Chancen. Das zeigt sich auch bei einer beträchtlichen Zahl steirischer Formel-1-Zulieferer, für die der „Doppelpack“ am Red-Bull-Ring in Spielberg derzeit ein ganz besonderes Heimspiel ist. Denn die Steiermark spielt nicht nur als Gastgeber für die Formel 1 eine zentrale Rolle, sondern auch technologisch. Ob Spezialmesswerkzeuge von Dewesoft aus Kumberg, 3D-Druck-Komponenten von M&H in Ilz, Edelstahl-Teile von Breitenfeld aus dem Mürztal oder Leichtbaukomponenten wie Pleuel, Kolben, Antriebswellen oder Radträger von den Rennsport-Profis Pankl in Kapfenberg – steirische Zulieferer sind in der Formel 1 vielfach in der Poleposition. Ein Krösus in der Königsklasse ist auch AVL List. Von Engineering-Dienstleistungen bis hin zu Prüfständen reicht das Formel-1-Portfolio des Grazer Paradeunternehmens. Die AVL-Tochter Piezocryst ist mit ihren Sensoren zudem ein gefragter Zulieferer bei den Motorenherstellern.
„Wir haben uns bei den Racing-Teams einen Namen als additiver Fertiger gemacht und gelten als zuverlässiger, innovativer Dienstleister“, betont Patrick Herzig, Geschäftsführer von M&H. Zwar zählt Geheimhaltung bei vielen Formel-1-Aufträgen zur vertraglichen „Serienausstattung“, so viel können die Experten aus Ilz aber verraten: Zuletzt konnten gleich einige Prestigeaufträge von Rennställen verbucht werden – vor allem mit dem Druck und der Nachbearbeitung von meist komplexen Metallbauteilen für das Chassis der Boliden. Herzig sieht M&H daher auf Expansionskurs in der Formel 1. Ein sichtbares Zeichen dafür ist auch die neu engagierte Markenbotschafterin Corinna Kamper, die Rennsportlerin ist auch als ORF-Moderatorin tätig.
Herzigs Begründung für das verstärkte Engagement in der Königsklasse deckt sich mit den Aussagen aus vielen anderen Unternehmen: „Innovation und Know-how aus dem Motorsport lassen sich gut in andere Branchen transferieren.“
Auch Markus Tomaschitz, HR-Manager und Sprecher von AVL List, betont: „Die Formel 1 ist Technologie-Ermöglicher. Denn das, was dort ausprobiert wird, findet sich früher oder später in unseren Alltagsfahrzeugen wieder.“ Das AVL-Engagement sichere allein 125 Arbeitsplätze in der Steiermark.
Nahezu alle Rennställe setzen auch auf das Know-how des Kumberger Messtechnik-Unternehmens Dewesoft. „Unsere hochpräzisen Datenerfas-sungs-, Test- und Messinstrumente erfassen Parameter wie Schwingungen, Fahrdynamik, Motorleistung, Temperatur, Schall“, sagt Gründer Herbert Wernigg. Auch überall dort, wo der Energiewirkungsgrad eine besondere Rolle spielt, werde auf die Messtechnologien von Dewesoft zurückgegriffen.
Maximale Widerstandsfähigkeit, minimales Gewicht – so lautet die Devise bei den Materialien für Formel-1-Boliden. Hier kommt u. a. Breitenfeld Edelstahl aus St. Barbara im Mürztal ins Spiel. „Die Anforderungen der Formel 1 sind in jeder Hinsicht enorm. Das ist Extremsport, nicht nur im sportlichen Sinn, sondern auch im technologischen“, sagt Vorstand Jürgen Frank. Diese Anforderungen „rufen seit vielen Jahren unseren Edelstahl insbesondere im Bereich des Antriebsstrangs sowie bei verschiedensten Komponenten auf den Plan“. Für das Unternehmen sei dies eine „Auszeichnung und zeugt von der hohen Qualität unserer Produkte, schließlich tragen sie auch noch zu noch mehr Innovation bei“, streicht auch Frank hervor.