"Denkst du beim Rausgehen noch an den Müll!" - Diesen Satz hat vermutlich schon jeder einmal gehört. Routiniert wirft man dann die Hinterlassenschaften vergangener Tage in die gelbe, rote, schwarze oder braune Tonne. Kein Gedanke wird mehr an den Abfall verschwendet und noch weniger denkt man über das Sackerl nach, mit dem man den Müll in der Tonne versenkt hat.
Dabei macht die Beschaffenheit dieses Sackerls einen großen Unterschied. Sind diese durchsichtig, ist das Recycling deutlich einfacher. "Der Inhalt kann besser gescannt werden. Das macht das Sortieren einfacher, schneller und sauberer", erklärt Hans Roth, Gründer und Aufsichtsratschef des Entsorgungsunternehmens Saubermacher. Doch was Roth störte: Dieses durchsichtige Plastik konnte bisher nicht zu 100 Prozent aus recyceltem Material hergestellt werden.
Um das zu ändern, hat sich Saubermacher mit dem Verpackungshersteller Alufix und der Supermarktkette Spar zusammengetan. "Mitten im Lockdown haben wir innerhalb von vier Monaten dieses neue Produkt entwickelt", sagt Clemens Moritzer, Geschäftsführer von Alufix. Um einen durchsichtigen Müllsack aus 100-Prozent recyceltem Material zu machen, muss dieses ganz hochwertig getrennt sein. "Wir haben rund eine Tonne an unterschiedlichen Mischungen getestet, bis wir es hatten", sagt Moritzer.
Testballon in Graz
Als Handelspartner konnte Spar gewonnen werden. In 70 Supermärkten in Graz und Graz Umgebung werden diese 60-Liter-Müllsäcke aus 100-Prozent recyceltem Material in den kommenden Wochen testweise angeboten. "Spar war immer ein Pionier für den Umweltschutz", sagt Christoph Holzer, Geschäftsführer von Spar Steiermark und das Südburgenland. Vorgestellt wurde das neue Produkt deshalb auch vor der Filiale in der Grazer Floßlendstraße präsentiert, dem Standort, bei dem Spar erstmals auf LED und Wärmerückgewinnung gesetzt hat. Holzer: "Heute ist das Standard."
Für Alufix sind die neuen Müllsäcke auch ein erster Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Im Herbst folgt dann der nächste, sagt Moritzer: "Unsere sechs wichtigsten Produkte, darunter Alufolie oder Backpapier, werden den höchstmöglichen Anteil an Recycling-Material und die höchstmögliche Nachhaltigkeit haben."
Heißes Thema Plastikpfand
Ein großes Thema in der Nachhaltigkeitswirtschaft sind derzeit auch die Vorstöße von Umweltministerin Leonore Gewessler, die sich ja für ein Plastikflaschen-Pfand einsetzt. Spar-Manager Holzer steht der Idee sehr skeptisch gegenüber. "Es gibt derzeit ein gut funktionierendes Pfand-System. Unsere Glasflaschen werden sehr gut angenommen." Ein neues Sammelsystem für PET-Flaschen drohe das zu zerstören, fürchtet Holzer.
Saubermacher-Vorstandsvorsitzender Ralf Mittermayr ist da pragmatischer: "Wir haben in Österreich - abseits von Wien - eigentlich eine gute Recyclingquote. Ein Plastikflaschen-Pfand würde da nicht viel verbessern." Die Entscheidung darüber läge aber bei der Politik. Sollte so ein Pfand aber wirklich kommen, plädiert Mittermayr für eine zeitgerechte Lösung. "Österreich war beim Recycling immer innovativ. Deshalb wäre es falsch auf Pfandautomaten zu setzen. Die sind eine jahrzehntealte Technologie." Besser wären digitale Angebote, mit denen die Menschen ihr Pfand direkt zu Hause einlösen können. "Dann hätten wir nicht ein paar Tausend Pfandautomaten, sondern zwei Millionen Sammelstellen."
Roman Vilgut