Es wird die Basis für die Energiewende sein und es wird von allen Akteuren händeringend erwartet: Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, kurz EAG. Noch Ende Juni könnte es den Wirtschaftsausschuss passieren, bevor es dem Vernehmen nach kurz vor den Sommerferien im Nationalrat beschlossen werden soll. Derzeit wird hinter den Kulissen weiter um letzte Details gerungen. Die Regierung braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Beschluss.
Österreichs E-Wirtschaft möchte "das jetzt noch offene Zeitfenster" ebenfalls nutzen, so der Präsident des Verbandes Oesterreichs Energie, Michael Strugl. 100 Millionen Euro für Förderungen von Projekten mit Wasserstoff und Grünem Gas (Methan) sollten Strugl zufolge nicht wie im bisherigen Entwurf die Gaskunden über die Netzgebühren zahlen, stattdessen könnten die Mittel aus dem EU-Recovery Fund oder aus dem derzeit stark steigenden Erträgen des CO2-Zertifikatehandels ETS bestritten werden.
Frage der Netzstabilität
Ein weiterer wunder Punkte seien die neuen Energiegemeinschaften, denen beispielsweise innerhalb der Nachbarschaft eigene kleine Stromverteilnetze eingeräumt werden sollen, wodurch sie die sehr hohen allgemeinen Netzgebühren vermeiden könnten. Strugl warnt vor dem Aufbrechen des bisherigen Monopols, das könne zu Parallelstrukturen und Problemen der Parallelstrukturen führen. Aus Sicht der E-Wirtschaft seien Übergangsfristen zur sicheren Integration der Energiegemeinschaften ins System notwendig. Offenbar haben die Versorger auch Sorge vor einem Wettbewerbsnachteil: Die Energiegemeinschaften haben Privilegien etwa bei den Netzzutrittsgebühren oder sehr niedrige Anschlusspauschalen.
Dass den Themen Wasserstoff und Grünes Gas im EAG eher wenig Platz eingeräumt worden sein soll, war in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert worden. Eine eigene Wasserstoff-Strategie, wie etwa Deutschland sie inzwischen hat, hat die Regierung bereits seit zwei Jahren geplant. Die E-Wirtschaft brauche Wasserstoff, um künftig Überschuss-Strom im Sommer für die Saisonverschiebung speichern zu können, argumentiert Strugl. Österreichs dürfe deshalb jetzt den Anschluss etwa bei EU-Förderprogrammen nicht verlieren.
"Große Chancen für grünen Wasserstoff"
Strugl erwartet, dass Wasserstoff schon in zehn Jahren eine große Rolle in Österreich spielen könnte: Bei der Saisonverschiebung gehe es immerhin um bis zu zehn Terawattstunden Energie pro Jahr, das ist eine Menge, die für mehrere Monate Stromversorgung für ganz Österreich reicht. "Österreich hätte große Chancen für grünen Wasserstoff, wenn akzeptiert wird, dass man ihn auch aus Wasserkraftstrom oder aus Erneuerbarem-Strom erzeugt," so Strugl.
Strugl setzt schließlich auch als Verbund-Chef auf Wasserstoff und lässt unter anderem in Mellach modernste Elektrolysen testen. Höhere Stückzahlen solcher Anlagen und höhere CO2-Preise sollten Grünen Wasserstoff bereits um 2030 marktfähig machen, wobei Österreich seinen Bedarf nicht selbst wird decken können.
Das EAG sieht nach letzten Informationen keine Einspeisung von Wasserstoff und Grünem Gas ins öffentliche Gasnetz vor, auch von Wasserkraftwerken produzierter Wasserstoff soll nicht unter das Förderegime fallen. Strugl: "Vielleicht will man wertvollen Wasserstoff nicht in der Raumwärme sehen." Tatsächlich gilt Wasserstoff als das Schlüsselelement, um stark CO2-emittierende Industrien wie die Stahl- oder Zementerzeugung zu dekarbonisieren.
Claudia Haase